Einen Schönheitspreis wird Port Leucate wohl nie gewinnen. Der Hafen fühlt sich eher an wie ein großes Bootslager. Unser Liegeplatz direkt in der Technical Area verstärkt den Eindruck noch. Rund um uns herum wird geschliffen, gemalert, gebohrt und gewienert was das Zeug hält. Der ganze Dreck und literweise Aceton, mit dem die hier ihr Gerät reinigen, läuft in die Kanalisation. Ich hoffe, die haben hier einen Farbabscheider oder sowas. Kann es sein, daß das Mittelmeer hier deshalb so blau ist? Die Liegegebühren sind auch gepfeffert.
Aber was soll’s. Wir haben hier alles was wir brauchen. Die Dame in der Capitainerie ist sehr nett. Wir können da liegenbleiben, wo wir sind und unser Krantermin am Nachmittag wird auch bestätigt. Der Preis für den Kran ist ok. Um uns herum sind Läden für Marinezubehör, wo ich relativ günstig einen neuen Bootshaken (der Alte ist in San Feliu irgendwie „abhanden gekommen“) und diverse Leinen aus Restbeständen bekomme.
Der Vormittag ist damit ausgefüllt, das Boot vorzubereiten. Schlauchboot einpacken, Großsegel abschlagen, Großbaum vom Mast abnehmen, alle Leinen und Verbindungen vom Mast zum Boot lösen (Pilotleinen nicht vergessen! Wir wollen ja auch alles wieder zusammenkriegen). Die Mastauflagen, die ich in San Feliu vorbereitet habe, müssen zusammengeschraubt und aufgebaut werden. Gut, dass das schon erledigt ist! Für uns alle ist es das erste Mal, dass wir sowas machen. Ich muß noch in den Mast, um das Halteseil für den Mastkran zwischen der ersten und zweiten Saling zu befestigen. Gut, dass ich mir vorher noch ein Heftchen vom Mastbauer Selden angeschaut habe, in dem das beschrieben war.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Schließlich ist der Kran da. Die Backstagen sind schnell gelöst. Nur der Bolzen vom Vorstag, der irgendwo tief unten im Ankerkasten versteckt ist, wehrt sich noch. Aber Christoph schafft auch dieses mit heldenhaftem Einsatz, indem er sich schlangengleich, kopfüber in den Ankerkasten zwängt.
Nach 20 Minuten ist alles erledigt. Der Mast liegt wie er soll. Vorstag mit Fock und der Großbaum werden auch noch ordentlich verzurrt. Die Antennen und Windgeber im Masttop werden abgebaut. Wir sind zufrieden mit unserem Werk und stolz auf uns selbst. Zeit, Duschen zu gehen und die uns schon bekannte Hafenkneipe nebst Restaurant aufzusuchen, um die erfolgreiche Aktion bei einer leckeren, gebratenen Dorade und französischem Wein zu feiern.
Direkt neben dem Restaurant gibt es die Taverne du Bateau returné, dessen Dachkonstruktion wirklich ein umgestülptes Holzboot zu sein scheint. Dort finden regelmäßig Auftritte lokaler Musiker statt.
Schon während des Essens ist uns aufgefallen, dass die heutige Combo genau unserem Musikgeschmack entspricht und ziemlich gut ist. Der Rest ist eigentlich schnell erzählt: Wir sind nach dem Essen in das umgestülpte Boot umgezogen und haben uns der Musik, sowie einigen weiteren geistigen Getränken hingegeben. Wie spät, beziehungsweise früh wir wieder an Bord waren, läßt sich nicht mehr rekonstruieren.
Um 8:00 klingelte der Wecker.