Um das Cap de la Hague

Von Guernsey nach St. Vaast (69 Meilen)

Heute wollen wir um das Cap de la Hague nach St. Vaast. Das Kap kann bei ungünstigen Wind und Strömungsverhältnissen ekelig werden, weil hier der Gezeitenstrom aus der Bucht von St. Malo zwischen der Insel Alderney und dem Kap durchgequetscht wird. In den berüchtigten Alderney Races treten die stärksten Strömungen in der Region auf. Heute sind Wind und Strömung in der gleichen östlichen Richtung und wir wollen das ausnutzen. Das setzt voraus, dass wir bis 11:50 um das Kap rum sind. Danach wird’s sonst extrem ungünstig. Unterm Strich heißt das, dass wir die Victoria Marina verlassen müssen, sobald genug Wasser über der Barre vor dem Hafen steht. Das wäre um 6:00 der Fall.  In knapp 6 Stunden sollten wir dann auch um das Kap rum sein. Also Wecker auf 5:30 stellen.

Irgendein Rumoren draussen auf dem Steg weckt mich am nächsten Morgen. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 6:05. Moment mal, da wollten wir doch schon abgelegt haben. Mist, was ist denn mit dem Wecker los. Ich schaue auf mein Handy. Das zeigt 5:05. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. In England gehen die Uhren anders und mein Handy stellt sich nach der lokalen Zeit aus dem Internet! Jetzt aber los. Jungs aufstehen, sofort. Waschen fällt aus, gefrühstückt wird wieder unterwegs.

Um 6:21 werfen wir die Leinen los und verlassen die Victoria Marina. Um 7:00 setzen wir die Segel und steuern die Little Russel genannte Passage zwischen den Inseln Guernsey und Herm an, vorbei an dem Leuchtfeuern Brehon. Es weht ein frischer Wind aus NNW und wir machen gute Fahrt. Der Strom schiebt mit ca 3 Knoten zusätzlich. Auf Höhe des Leuchtfeuers Roustel bekommen wir einen Vorgeschmack von dem, was passiert wenn Wind und Strömung an einer Engstelle aufeinandertreffen. Hier steht eine heftige, kurze sich teilweise brechende Welle. Trinity stampft heftig und der arme Jakob, der gerade dabei ist den Frühstückskaffee aufzugießen, hat alle Hände voll damit zu tun den Kaffee vorm Absturz zu bewahren.

Nach einer halben Meile ist die Stelle passiert und das Wasser beruhigt sich wieder. Der Kaffe wurde auch gerettet. Somit können wir jetzt endlich frühstücken. Um 7:40 fallen wir ab und nehmen Kurs auf das Kap de la Hague. Wir machen mit Stömungunterstützung jetzt über 10 Knoten Fahrt. So sollten wir unseren Zeitplan einhalten können. Später dreht der Wind weiter auf West und nimmt ab, aber wir können den Spinnaker setzen und halten unsere Durchschnittsgeschwindigkeit. Um  9:45 ist die Ostspitze von Alderney erreicht. Der Wind weht jetzt fast achterlich, was Trinity nicht mag. Der Spinnaker steht dabei nicht gescheit und schlägt. Aber die Strömung der Alderney Races schiebt uns weiter mit über 5 Knoten. In der Nähe des Kaps treten immer wieder seltsame Strömungswirbel auf, fast wie Stromschnellen auf einem Fluß. Sie zerren ein wenig an unseren Rümpfen aber können Trinity nicht vom Kurs abbringen. Wir können aber erahnen, was hier los sein kann, wenn die Bedingungen nicht so gut sind wie heute.

Um 10:30 ist das Kap querab und wir halsen auf einen südlicheren Kurs. Der Wind kommt dadurch wieder günstig und wir passieren bald Cherbourg. Langsam setzt die Ebbe ein und die Strömung dreht sich gegen uns. Es wird Zeit, dass wir das nächste Kap, den Point de Barfleur erreichen, aber die Stecke zieht sich. Wir halsen noch zweimal, um quasi vor dem Wind zu kreuzen und bessere Fahrt zu machen. Um 14:15 haben wir das Kap schließlich erreicht. Auch hier können wir sehen, was passiert wenn der Wind gegen die Strömungsrichtung des Wassers weht. Das Wasser strömt hier gegen unsere  Fahrtrichtung nach Norden und der Wind weht hier ums Kap herum mit 20 Knoten gegenan. Die Wellen türmen sich auf und es entsteht eine regelrechte Brandungszone in der wir mit bis zu 13 Knoten die Wellen absurfen. Spannend, aber wesentlich angenehmer als das Stampfen gegen den Wind heute morgen.

Der Wind ändert hinter dem Kap langsam seine Richtung auf Südwest und frischt auf. Wir müssen den Spinnaker bergen, fahren aber bei 15 Knoten Wind mit über 10 Knoten Fahrt durchs Wasser, so daß wir trotz Strömung gegenan um 15:15 die Ansteuerung von St. Vaast erreichen. Die Einfahrt nach St. Vaast fällt bei Ebbe trocken. Vor dem Hafen sind Schleusentore, die nur in der Zeit von 2 1/4 Stunden vor Hochwasser bis 3 1/2 Stunden nach Hochwasser aufmachen. Den Zeitraum haben wir leider verpasst, aber es ist noch genug Wasser in der Fahrrinne, dass wir bis zur langen Steinmole vor dem Hafen fahren können. Es liegen schon einige Fischerboote dort aber weiter Richtung Ufer ist noch Platz. Zum Glück ist es kein Problem für uns hier trockenzufallen. Einige Kielyachten ankern weiter draußen und warten wahrscheinlich darauf, dass die Tore wieder aufmachen, was irgendwann gegen 20:00 Uhr der Fall sein wird. Wir sind dazu zu faul und beschließen an der Mole liegenzubleiben. Damit sind wir auch unabhängig von den Hafenöffnungszeiten am nächsten Morgen. Wir müssen hier aber darauf achten, dass die Leinen so angebracht sind, dass Trinity sich nicht aufhängt, wenn das Wasser weiter fällt und auch wenn das Wasser steigt brauchen wir Spielraum in den Leinen. Der Tiedenhub beträgt hier fast 5 Meter! Schließlich haben wir Trinity einigermaßen gezeitensicher an einer eingelassenen Stahlleiter und riesigen algenbesetzten Ringen für die Großschiffahrt festgemacht und können Hafen und Städchen erkunden. Jakob zieht es vor mit dem Bootshaken bewaffnet einen Ausflug ins Watt zu machen.Wir verlassen St. Peter Port Castel Cornet mit Lighthouse Alderney querab Schönstes Spinnakerwetter Stromschnellen an Cap de la Hague Die Strömung schiebt mit über 5 Knoten Brechende Strömungswellen am Point de Barfleur

An der Mole von Saint Vaast            Erkundungen im Watt

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