14.17.2017 Von Nieuwpoort nach Scheveningen (86 Meiilen)
Der Morgen in Nieuwpoort empfängt uns mit grauem Himmel und frischem Wind aus Nordwest. Wir haben uns Scheveningen als Ziel ausgesucht. Wieder eine Etappe von ca 90 Meilen. Wir wollten um 9:00 ablegen aber irgendwie stecken uns noch die langen Etappen und Nachtfahrten der letzten Tage in den Knochen. Es ist bereits Freitag. Am Sonntag wollen wir im Wattenmeer sein. Ich muß noch einen Liegeplatz finden, wo Trinity ein paar Wochen bleiben kann und der gleichzeit einigermassen verkehrsgünstig gelegen ist. Ich habe die Hafenmeister vom Harlinger Wassersportverein und dem Koninklijke Marine Jach Club in Den Helder angeschrieben. Mal sehen, wer sich meldet.
Um 10:00 legen wir schliesslich ab. Wir reihen uns unter Segeln in eine lange Prozession von Booten durch den bei Ebbe doch recht schmalen Kanal vom Hafen Nieuwpoort in die Nordsee ein. Es scheint Regattawochenende zu sein. Jede Menge Jollen sind unterwegs.
Um kurz vor 11:00 haben wir die Kanalmündung erreicht und können abfallen und direkten Kurs auf die 70 Meilen entfernte Ansteuerungstonne zur Querung der Maasmündung nehmen.
Wir machen um die 10 Knoten Fahrt. Leider wird das Wetter bald ungemütlich und es fängt an zu regnen.
Wir verkriechen uns in die Kajüte. Der Autopilot steuert wie immer zuverlässig, obwohl er sich bei dem achterlichen Wellengang doch abmühen muß. Alle paar Minuten gibt es einen kurzen Rundumblick, weil hier doch einiges an Schiffsverkehr von und zu den Häfen von Oostende und Antwerpen herscht.
Nachmittags nimmt der Wind noch etwas zu aber die Bewölkung lockert auf. Sogar die Sonne kommt machmal durch. Um 18:30 nähern wir uns der Maasmündung. Ein steter Strom von ziemlich großen Containerschiffen und Tankern ist hier auf dem Weg zum Rotterdamer Hafen. Für Segelboote, die dieses Fahrwassser kreuzen wollen, gibt es eine klar festgelegt Route. Außerdem muß man sich bei Maas Entrance auf Kanal 3 anmelden und auf Instruktionen achten. Vorschriftsmäßig melde ich mich über Funk, bekomme aber keinerlei Antwort. Nach 3 Versuchen gebe ich auf. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Reichweite unseres Funkgerätes ziemlich eingeschränkt ist. Ich beschließe bei nächster Gelegenheit die Antennenleitung zu überprüfen.
Aufmerksam beobachten wir den Schiffsverkehr über unser AIS und stellen fest, dass hier in Hafennähe die großen Dampfer auch nicht schneller sind als wir. Immerhin fahren wir bei den aktuellen Bedingungen auch mit gut 13 Knoten durch das Wasser. Ruckzuck haben wir zwischen zwei Tankern das Fahrwasser gequert. Um 19:20 sind wir durch und können Scheveningen ansteuern, das jetzt nur noch gut 10 Meilen entfernt ist.
Um 20:15 laufen wir in den Hafen von Scheveningen ein. Der Yachthafen ist zu unserer Verwunderung völlig überfüllt. Die Yachten liegen schon zu zweit und zu dritt im Päckchen. Wir beschließen als Nummer 3 an einer großen Hanse aus Deutschland festzumachen. Mit unseren 8 Metern Breite haben wir den Hafen jetzt quasi abgeriegelt. Uns bleibt nichts anderes übrig als wenigstens einen Schwimmer anzuklappen. Um 20:45 sind wir schließlich fest. Die Besatzung unseres Nachbarschiffs erklärt uns wo wir die Sanitäreinrichtungen finden und geben uns die Zugriffscodes sowie das WiFi Passwort. Außerdem verraten sie uns warum der Hafen so voll ist. Am nächsten Tag startet von hier eine große Regatta nach England. Um 9:00 soll’s losgehen. Sie wollen am nächsten Tag auf jedenfall ablegen, bevor der Troß der Regattaschiffe aufbricht und den eng gepacktenHafen ins Chaos stürzt.
Für uns heißt das, wir müssen dann auch los. Mitgehangen, mitgefangen im wahrsten Sinne des Wortes. Schon wieder so früh aufstehen! Kurz bevor wir uns in die Kojen begeben wollen, klopft es nochmal an Bord. Die Skipperin der Hanse teilt uns mit, dass das Boot ganz innen in unserem Päckchen am nächsten Morgen schon um 7:00 los will. Na super, das wird mal wieder ’ne kurze Nacht.