Auf in die Waddenzee

15.07.2017 Von Schweveningen nach Harlingen (89 Meilen)

Am nächsten Morgen werden wir tatsächlich von unserem Nachbarn  um 7:00 geweckt. Das innenliegende Boot in unserem Dreierpäckchen will los. Schlaftrunken werfe ich unseren Honda an und die Leinen los. Nach einer halben Stunde ist das Manöver beendet und wir liegen wieder fest, jetzt nur noch im Zweierpäckchen. Die Nacht ist jedenfalls vorbei und um kurz vor 9:00 wollen wir ja auch los. Also Katzenwäsche, Anziehen, Kaffeewasser aufsetzen, Schwimmer ausklappen (jetzt ist ja wieder Platz), Frühstück vorbereiten und Wetter checken. Windrichtung wie Gestern aber nur noch 3 BF dafür mehr Sonne. Der Hafenmeister vom Harlinger Wassersportverein hat sich per eMail gemeldet. Er hat Plätze frei, auch für mehrere Wochen und der Preis ist auch ok. Also wird Harlingen unser Etappenziel. Schon wieder 90 Meilen. 30 davon durch Wattfahrwasser. Das ist was ganz Neues für uns. Ich antworte ihm, dass wir noch in Scheveningen sind und es später werden könne. Er antwortet umgehend und teilt uns mit, dass die Schleuse vor dem Hafen um 22:00 schliesst. Na dann haben wir ja ein Ziel vor Augen.

Pünktlich um 9:00 legen wir ab. Im Vorhafen setzen wir schon die Segel. Mit 5-6 Knoten Fahrt geht es voran. Weiter draußen können wir den Spinnaker setzen und legen nochmal auf 8-9 Knoten zu. Bis Den Helder sind es gut 53 Meilen. Dort zwischen dem Festland und der Insel Texel ist die Einfahrt in die Niederländische Wadenzee. Mal sehen, ob wir es bis 16:00 schaffen.

Ich nehme Kontakt mit dem Hafenmeister in Harlingen auf und teile ihm unseren Plan mit. Er ist skeptisch ob wir das schaffen und weist mich auf die Ebbströmung hin, gegen die wir im Wattenmeer ankämpfen müssen.

Bisher habe ich mich wenig mit dem Segeln im Wattenmeer auseinandergesetzt. Eigentlich wollte ich außen um die Inseln herumsegeln, aber das klappt ja nun nicht mehr. Ich schnappe mir meinen Revierführer Nordsee, um mir eine Strategie für die Wattfahrt von Den Helder nach Harlingen zurechtzulegen.

Leider nimmt der Wind im Laufe des Tages weiter ab, so daß wir erst um 18:00 das Seegatt bei Den Helder erreichen. Wir beschliessen an DenOever vorbei am Abschlussdeich des Ijselmeers entlang nach Kornwerderzand zu segeln und von dort Richtung Norden durch das Boontjes Wattfahrwasser nach Harlingen.

Einfahrt in die Wadenzee – vorbei an Den Helder

In dem wieder auffrischenden Wind zischen wir mit über 10 Knoten dahin. Hier hinter den Inseln sind kaum Wellen vorhanden. Paul ist am Ruder und es macht ihm sichtlich Spass. Die Ebbströmung ist bei dem Speed zu vernachlässigen. Im Nu sind wir bei Den Oever und biegen vor der Schleuseneinfahrt ab, um dem Abschlußdeich zu folgen. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch bis 22:00 in Harlingen zu sein.

Als wir in das Fahrwasser entlang des Abschlussdeichs abbiegen, wird das Wasser sehr schnell extrem flach. 1,8 – 1,6 – 1,4m – rumms. Die Auflaufsicherung des Ruders löst aus und Trinity schießt in den Wind. Mist, Segel runter, Ruder hoch und Motor an. Laut unserer Navionics Karte sollte es hier eigentlich auch bei Ebbe tief genug sein. Gut, dass wir mit dem Aussenborder auch bei hochgezogenem Ruder steuern können und in dieser Konfiguration gerade mal 60cm Tiefgang haben.

Langsam tasten wir uns weiter vor. Irgendwann wird das Wasser wieder tiefer. Wir lassen das Ruder ab und setzen wieder die Segel. Ab jetzt beobachten wir aufmerksam den Tiefenmesser. Aber die Wassertiefe steigt bald wieder auf über 3 Meter.

Als wir die Schleuse Kornwerderzand passieren ist es schon dunkel. Rund um uns herum leuchten jede Menge rote, grüne und weisse Lichter. Wir müssen dem engen Boontjes Fahrwasser zwischen dem Festland und der großen Sandbank Kornwerderzand folgen und es ist nicht ganz einfach die beleuchteten Tonnen unseres Fahrwassers zu erkennen. Die Müdigkeit nach 14 Stunden auf dem Wasser tut ihr übriges. Wir sind froh dass wir den Kartenplotter im Cockpit haben.

Um 23:00 bergen wir vor der Hafeneinfahrt des Harlinger Hafens die Segel. Es ist dunkel und unübersichtlich im Hafen. Außerdem ist es ziemlich windig. Kurzerhand machen wir am Warteponton vor der SASbrugg, einer Schwingbrücke über der Einfahrt zum Norderhafen, fest. Ziemlich müde fallen wir in die Kojen.

Am nächsten Morgen bekommen wir einen schönen Liegeplatz beim Harlinger Wassersportclub. Nach einer gründlichen Reinigung von Boot und Mannschaft verlassen wir Trinity und machen uns auf den Heimweg.

Wir haben in 2 Wochen 936 Seemeilen zurückgelegt.

Anmeldesteg Harlinger Wassersportverein

Unser Liegeplatz für die nächsten Wochen.

Zufriedene Mannschaft

 

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