Nordseeerfahrungen

Von Harlingen nach Norddeich (5.-6.8.17 – 117,1 NM)

Anfang August soll es nun weitergehen mit unserem Abenteuer. Am Donnerstag Abend machen Christoph und ich uns mit dem Zug auf nach Harlingen. Die Wettervorhersage sieht jedoch überhaupt nicht gut aus. Starkwind aus Nordwest is angesagt. Wir überlegen, ob wir uns im Schutz der Inseln durch die Wattenfahrwasser mogeln könnten, doch  am Freitagmorgen weht es so heftig, dass wir uns dagegen entscheiden. Wir hoffen, dass es Samstag besser wird.

Und tatsächlich,  am nächsten Tag hat der Wind soweit nachgelassen, daß wir beschließen durch das Seegatt zwischen Vlieland und Terschelling in die Nordsee zu fahren und „außenrum“ nach Borkum. Um 9:00 geht’s durch die Tjerk-Hiddessluizen und raus, hinaus ins Wattenmeer.

Bis zum Seegatt müssen wir aufkreuzen. Das Fahrwasser ist breit, das Wasser ist glatt und wir haben Spass. Nach kurzer Zeit sind wir am Seegatt. Ab hier wird es ungemütlich. Obwohl der Wind nicht mehr so stark wie am Vortag ist, steht hier eine unangenehme kurze 2m Welle. Es wird eine ziemlich nasser Rodeoritt, aber nach einer Stunde haben wir  erfolgreich die Untiefentonne passiert und können endlich richtung Osten abfallen.

Das Wasser beruhigt sich glückerlicherweise schnell. Der gute Christoph ist bei dem Gestampfe etwas blass um die Nase geworden und beschließt, sich jetzt erstmal hinzulegen. Ich geniesse derweil die Rauschefahrt raumschots entlang der Inseln. Nach einer Stunde kommt Christoph wieder hoch. Es scheint Ihm wieder gut zu gehen.

Um 17:30 haben wir Ameland passiert und nehmen nach einer Halse Kurs auf Borkum. Um 18:30 erreichen wir die Einfahrt des Hubertgat, eines der Fahrwasser, welches aus der Nordsee in die Ems bei Borkum führen.

Vor der Einfahrt ins tiefe Fahrwasser der Ems liegt eine Zone mit Sänden. Wir sehen brechende Wellen voraus und die Wassertiefe nimmt auf 3,5 Meter ab. Laut Karte sollte es dort tief genug sein, aber es wird gleichzeitig auf häufige Änderung der Wassertiefe hingewiesen. Weiter südlich sehen wir eine Stelle, in der das Wasser ruhiger aussieht. Das Echolot und das Wellenbild im Blick tasten wir uns vorwärts. Schließlich nimmt die Wassertiefe wieder zu und die See wird ruhiger. Wir sind im tiefen Wasser des Seegats angelangt und können Kurs auf die markannte Borkumer Fischerbalje nehmen, die die Einfahrt zu unserem Hafen markiert.

Um 19:00 passieren wir die Fischerbalje und fahren Kurs Ost entlang eines Leitdamms, der das Fahrwasser von der Gezeitenströmung abschirmt. Um 19:30 machen wir in Port Henry fest, nach gut 12 Std und 95,4 gesegelten Meilen.

Der Wind hat ordentlich zugenommen und wir beschließen, nach einer kurzen Hafenbesichtigung, einen günstigeren  Liegeplatz aufzusuchen. Das Ablegen klappt prima, obwohl uns der Wind gegen den Steg drückt. Beim eiligen Einholen der Achterleine passiert es dann. Die Leine gerät in den Propeller und würgt den Motor ab. Antrieblos treiben wir durch den Hafen auf die Steine der östlichen Mole zu. Im letzten Moment schafft es Christoph in Wildwestmanier eine Leine über die Klampe des letzten Stegs, an dem wir vorbeitreiben zu werfen. 4 Meter vor der Kollision mit den Steinen können wir die Drift beenden. Glück gehabt! Mühsam verholen wir das Boot an den Steg. Weder der Festmacher noch Motor oder Propeller haben Schaden genommen.

Leider ist es jetzt nach 21:00.  Die Küche im Hafenrestaurant hat geschlossen, aber man hat Mitleid mit uns. Es gibt noch eine deftige Suppe, die uns gut tut und die Stimmung wieder hebt. Das eine oder andere Bier wird auch seinen Anteil daran gehabt haben.

Am nächsten Morgen erwarten uns kräftige 5-6 Windstärken aus Nordwest. Bei diesen Bedingungen bleibt uns nur der Weg „innen“ durchs Watt. Wir wollen durch das Borkumer Wattfahrwasser und das Memmert Wattfahrwasser südlich an Juist vorbei nach Norddeich segeln. Dazu müssen wir 2 Wattenhochs passieren. Nach kurzer Beratung beim Hafenmeister heißt das, wir müssen um 9:00 los.

Um 9:15 verlassen wir den Hafen und um 9:45 haben wir die Einfahrt des Borkumer Wattfahrwassers erreicht, welche durch 3 Pricken gekennzeichnet ist.

Einfahrt Borkum Wattfahrwasser

Ab hier hangeln wir uns eng an dem gekennzeichneten Prickenweg entlang. Um 10:15 passieren wir das Wattenhoch. Der Tiefgang beträgt hier noch 1,5 Meter. Später, an der Ostspitze von Borkum, segeln wir in Steinwurfweite an einer Sandbank mit unzähligen Robben entlang. Die Fahrt durchs Watt ist eine ganz neue Erfahrung für uns.

Nach einer kurzen Querung der Osterems geht es in das Memmert Wattfahrwasser. Um 11:30 erreichen wir den nächsten Prickenweg. Um 12:00 passieren wir das zweite Wattenhoch des Tages bei komfortablen 1,8 m Wassertiefe kurz nach Hochwasser. Das hat ja gut geklappt!

An der Ostspitze von Juist vorbei geht es nun Richtung Norderney. Kurz vor der Einfahrt in den Norderneyer Hafen biegen wir ab nach Süden in das Fahrwasser Richtung Norddeich.

TriFix, noch ein Dragonfly auf dem Weg nach Norderney.

Um 13:00 machen machen wir schon  im Hafen von Norddeich fest. Nach nur 4 Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht! Unsere erste Reise durch das Norddeutsche Wattenmeer liegt hinter uns. Ein anspruchsvolles und spannendes Revier!

Der Hafenmeister weist uns einen Platz zu, auf dem wir erstmal 3 Wochen liegen bleiben können. Nach einer Expressreinigung von Trinity geht’s zum Zug nach Hause. Der Bahnhof liegt hier absolut günstig direkt neben dem Hafen. 4 Stunden Zeit unsere Erlebnisse Revue passieren zu lassen.

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