Reisevorbereitungen
In gut 2 Wochen geht’s los. Etappe 1 nach Toulouse steht an. Die letzten Vorbereitungen laufen.
- Vignette für die französischen Kanäle gekauft.
- Flaggenzertifikat beantragt. Angeblich wollen die französischen Behörden das sehen.
- Ersatzteile für den Großschotblock bestellt. Die Halterungen für die Schotklemmen waren aus irgendwelchen Gründen verbogen. Auf die Großschot wirken enorme Kräfte.
- Flüge gebucht
- Navigationsunterlagen vervollständigt: Kanalführer und Karte (die kann man sich allerdings sparen), Revierführer Costa Brava (schon an Bord), Papierseekarte Costa Brava und Golf du Lion. Für den Plotter habe ich mir den Navionics+ Kartensatz für Westeuropa gekauft und zusätzlich als Backup die Navionics Boating App für das gleiche Gebiet. Mit dem Smartphone, dem Plotter, dem AIS und einem weiteren Raymarine GPS Empfänger habe ich 4 GPS Sensoren an Bord. Das sollte genug Redundaz sein.
Das hilft jedoch alles nicht, wenn die Batterie leer ist. Damit ich über den Ladezustand immer informiert bin, muß noch ein ordentlicher Batteriemonitor her. Ich habe mir den BMV 702 von Victron zugelegt. Ich hoffe der Einbau ist so problemlos wie versprochen.
Unterwegs möchte ich nicht auf Internet verzichten. Außerdem muß der Kabelsalat in Salon oder Cockpit aufhören. Deshalb habe ich mir noch den vYacht Router von Bernd aus Schweden gegönnt. Diese kleine Wunderkiste sammelt alle Navigationsdaten aus dem Seatalk NG Netzwerk und stellt sie über WLan dem Smartphone oder Laptop zur Verfügung.
Gleichzeitig kann die kleine Kiste über eine externe Antenne eine Verbindung ins Internet herstellen, falls ein WiFi Hotspot in Reichweite ist. Damit das mit der Reichweite auch klappt, habe ich mir als letztes Gadget noch eine Bullet M2 Titanium als externen Wifi Empfänger zugelegt. Die werde ich im Hafen einfach an der Flaggenleine oder einem Fall in den Mast hochziehen.
Die Stromversorgung erfolgt über das Netzwerkkabel (POE). Der kleine Kasten auf dem Bild enthält den Ein/Aus Schalter und auch die obligatorische Sicherung.
Neben dem ganzen Spielkram sollte auch die Sicherheit nicht zu kurz kommen! Deshalb habe ich mir noch die RescueMe PLB1 von Ocean Signal bestellt. Das Gerät ist als EPIRB auf das Boot registriert. Es ist so klein, dass es permanent am Mann getragen werden kann, was aus meiner Sicht, insbesondere für Einhandsegler, ein unschätzbarer Vorteil gegenüber den üblichen an Bord montierten Geräten ist.
So, mein Bedarf an Elektronik ist erstmal gestillt und das geplante Budget dafür sowieso schon weit überzogen. Ich hoffe, die Investitionen stellen sich als praxistauglich heraus und helfen dabei, die Reise zu einem tollen Erlebnis zu machen.
Letzer Tag in Palma
Ostermontag soll es losgehen. Die Familie reist geschlossen über die Osterfeiertage nach Palma. Ich kümmere mich um die letzten technischen Vorbereitungen. Wir machen ein paar schöne Probeschläge in der Bucht von Palma. Alles funktioniert. Es kann losgehen. Mein Crew für die erste Etappe ist meine Tochter Anna.
von Co-Skipper Anna
Ich habe letzte Nacht zum ersten Mal auf dem Boot geschlafen, und es war überraschend bequem! Abends zum klaren Sternenhimmel eingeschlafen 🌌und morgens zur strahlenden Sonne aufgewacht.
Naja, eigentlich bin ich aufgewacht weil mein Vater am Rumpf, erfolgreich, Muscheln abgekratzt hat. (Oben auf dem Bild unten rechts) Die kleinen penetranten Schalentiere haben sich überall festgepappt und hatten sogar vor unseren Abfluss zu verstopfen🙄.
Auf jedenfall geht es heute los!!!!🎉🎊 In einer halben Stunde. Hoffentlich. Einen Tag früher als geplant. Wetter ist zwar gut, aber der Wind weht nicht nach unserer Nase.. schwacher Wind aus südlicher Richtung. Jetzt wird noch lecker gefrühstückt. Gottseidank hat Papa gestern den Herd repariert (einmal komplett in seine Einzelteile zerlegt, gereinigt, und dann wieder zusammengesetzt). Morgenkaffee ist dadurch gerettet☕🙌🏼. Erste Überfahrt und wir werden wahrscheinlich auch nachts unterwegs sein. Hoffentlich kommen wir heile in Barcelona an!
Bis dahin, Ahoi Co-skipper aka Töchterlein Anna
Ps: ein paar Bilder von gestern
Über das Mittelmeer
Die Etappe beginnt mit einem schönen Segeltag. Der Wind ist zwar etwas flau, aber wir haben ja Zeit mitgebracht.
Um 11:30 Ablegen in Palma . Nach 3 Stunden Kreuzkurs in der Bucht von Palma haben wir das Cap de Cala Figuera querab und können Richtung Sa Dragonera abfallen. Wir geniessen die ruhige Fahrt entlang der Westküste von Mallorca.
Wir segeln durch die Passage zwischen Sa Dragonera und Mallorca hindurch und runden um 17:15 das Cap de Tramutana und nehmen Kurs auf Sant Feliu. Letzte WhatsApp Meldung an die Lieben daheim, bevor wir ausser Mobilreichweite sind. Mallorca verschwindet langsam in der einsetzenden Dämmerung.
Wir geniessen einen schönen Sonnenuntergang und bereiten uns dann auf die Nacht vor. Um 21:00 wollen wir die Navigationslichter einschalten. Sie leuchten kurz auf und erlöschen sofort wieder! Sicherung durchgebrannt!! Nach weiteren 2 durchgebrannten Sicherungen wird klar, dass wir nur mit dem Rundumlicht im Top weiterfahren können. Vor der Abfahrt hat alles noch funktioniert. Noch ein weiterer Eintrag auf der Reparaturliste.
Um 3:30 schläft der Wind total ein. Nach 2 Stunden Motorfahrt beschließen wir den Motor auszustellen, uns treiben zu lassen und schlafen zu gehen.
Gegen 8:00 wecken uns leise Fahrtgeräusche. Trinity hat selbständig leichte Fahrt aufgenommen und die Tour Richtung Spanien fortgesetzt. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Erstmal Kaffe kochen und Frühstücken.
Die See ist spiegelglatt an diesem Morgen. Eine leichte Dünung hebt und senkt Trinity kaum merkbar. Ab und zu sind leichte Kräuselwellen sichtbar und zeigen einen leichten Windhauch an. Wir machen ca. 3 Knoten Fahrt,
Nach einiger Zeit gesellt sich ein kleiner Vogel zu uns und nutzt uns als wilkommene Mitfahrgelegenheit und Erholungsplattform.
Der Wind nimmt im Laufe des Tages zu, aber die Zeit wird jetzt doch lang und Müdigkeit macht sich breit. Die Trampoline laden zu einem Nickerchen ein. Der Autopilot macht seit nunmehr über 24 Std einen super Job!
30 sm vor Sant Feliu hat sich eine zunehmende Dünung aufgebaut. Trinity macht trotz nach wie vor leichter Winde gute Fahrt und kämpft sich durch die Wellen. Delfine begleiten uns. Wir haben kurzzeitig SMS Empfang und melden uns nach über 30 Std bei den Lieben auf Mallorca zurück. Alles Ok. Die Erleichterung ist selbst über SMS spürbar.
Szenenwechsel: 21:30, ca. 10sm vor Sant Feliu. Es wird dunkel. Der Wind hat auf 6 Beaufort direkt von vorn zugenommen und es steht eine kurze ruppige Welle. Mit unserem Außenborder schaffen wir gerade mal 3,5 Knoten gegenan. Die Küste in Sichtweite, aber immer noch 3 Stunden entfernt, bei zunehmend unangenehmeren Bedingungen. Frust breitet sich aus.
23:30: Mit dem Motor geht es nur noch mit 2,5 Knoten voran. Die steile Welle hebt die Schraube immer häufiger aus dem Wasser, was den Motor unangenehm aufjaulen lässt. Wir beschließen, den Motor auszuschalten und versuchen mit gekürzter Fock aufzukreuzen. Keine Chance! Ohne Großsegel machen wir keinen Meter nach Luv gut. Mitten in der Nacht und bei diesem Wind haben wir keine Lust auf weitere Segelmanöver. Vielleicht hätten wir doch noch etwas mehr üben sollen,bevor wir uns auf die Reise machen. Wir geben auf und laufen vor dem Wind die Küste entlang nach Puerto de Blanes ab – mit 8 kn vor Top und Takel!
Es sind mittlerweile über 30 Knoten Wind. Wir sind überglücklich, als wir gegen 2:00 hinter der hohen Mole von Puerto de Blanes festmachen können. Die Beschwerden des Marinero, dass wir uns nicht wie vorgeschrieben auf Kanal 9 gemeldet haben ignorieren wir. Kurze WhatsApp an die Familie und dann ab in die Koje. Endlich schlafen!
Um Haaresbreite
Wir haben beschlossen einen Tag in Puerto de Blanes auszuharren, bis der Wind wieder abflaut. Wir schlafen aus, gehen Einkaufen und erkunden die Stadt.
Ich telefoniere mit Port la Nouvelle um den Termin für das Legen des Mastes zu vereinbaren. Nach einigem hin und her stellt sich heraus, dass das dort gar nicht geht, obwohl ich vor einigen Wochen noch eine andere Info bekommen habe. Ich werde auf Port Gruissan verwiesen, was 6 Meilen weiter liegt. Unschön aber machbar. In Port Gruissan habe ich eine nette Französin am Telefon, Sylvie, die Deutsch spricht und für mich einen Krantermin am Samstag organisiert.
Am 20.4. um 12 Uhr legen wir ab. Nur noch 5 Beaufort, aber leider aus der Richtung, in die wir wollen. Kreuzen ist angesagt. Wir haben im Gross das 2. Reff und die Fock ebenfalls ein Stück eingerollt. Trinity schlägt sich wacker und stürmt mit bis zu 10 Knoten durch die Wellen. Es wird feucht im Cockpit. Schnell das Ölzeug angzogen. Der Autopilot hält auch bei diesen Bedinungen zuverlässig den Kurs. Eine enorme Erleichterung!
Nach der ersten Wende macht sich Ernüchterung breit. Ein Wendewinkel von 120 Grad ist nicht toll. Mal sehen wie weit wir so kommen. Der Wind soll im Laufe des Tages weiter abnehmen. Dann klappt es mit der Höhe am Wind hoffentlich auch wieder.
Anna läßt sich davon nicht beirren und macht sich ein paar Avocadoschnittchen.
2. Wende: wir sind an Loret de Mar vorbei. 3.Wende, 4. Wende, wir kämpfen uns weiter nach Osten.
5. Wende: wir sind wieder auf Höhe Sant Feliu. Es ist mittlerweile kurz nach 4 Uhr. Irgendwie bewegt sich Trinity plötzlich so schwerfällig. Der Bug des Leeschwimmers taucht in jeder Welle komplett weg. Und das Heck fühlt sich so hoch an. Dabei hat der Wind doch eigentlich abgenommen! Wasser im Vorschiff? Seeventile undicht? Ich hechte nach vorne und schaue unter die Voschiffskoje. Alles trocken.
Was nun? Ich robbe auf das Leetrampolin, um mir den Schwimmer genauer anzusehen und traue meinen Augen kaum. Da wo sich sonst der Inspektionsdeckel für die vordere Schwimmerkammer befindet, gähnt ein großes rundes Loch. Kein Deckel mehr und auch kein Rahmen. Alles weggerissen inklusive der Schrauben. Wie kann das sein?
Was tun? Ich überlege fieberhaft. Leck abdichten? Womit? Zukleben? Unmöglich, das Loch ist permantent überflutet. Die vordere Schwimmerkammer komplett gefüllt.
Muß ich Mayday rufen? Die vordere Kammer ist doch abgeschottet. Eigentlich kann es doch nicht mehr schlimmer werden. Weitersegeln geht nicht, aber Sant Feliu ist ca 6 SM entfernt und in 1,5 Stunden erreichbar.
Wir nehmen die Segel weg und machen den Motor an, um den Druck vom Leeschwimmer zu nehmen. Man muß es ja nicht übertreiben. Dummerweise ist unser Heck durch das Wasser im Bug so angehoben, dass der Außenborder in der Welle nicht richtig greift. Nach wenigen Minuten ertönt ein hoher Pfeifton. Überhitzungsalarm. Ich mache den Motor aus. Ein Unglück kommt selten allein. Das kann doch alles gar nicht wahr sein.
Wir treiben ab. So erreichen wir Sant Feliu nie. Fock raus, mal sehen ob wir so den Kurs halten können. Es reicht! Wir können mit gereffter Fock und ca 3.5 Knoten Fahrt unseren Nothafen anlaufen.
Bange 1,5 Stunden halten wir so durch und starren auf unseren undichten Schwimmer. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er langsam immer weiter eintaucht. Ich rufe Sant Feliu Harbour auf Kanal 9 an um auf unsere Situationaufmerksam zu machen und um Schlepphilfe zu bitten. Keine Antwort. Auch das noch.
Kurz vorm Hafen schläft der Wind weiter ein. Wir kommen kaum noch vorwärts und ich bin mir sicher, dass der Schwimmer immer tiefer im Wasser liegt. Sch…egal, Motor an auch wenn er heiß wird! Bis die Überhitzungswarnung aufjault haben wir zumindest das ruhige Wasser hinter der Mole erreich, so daß der Schwimmer nicht weiter überspült wird. Ich versuche nochmal die Marineros im Hafen anzufunken. Keine Reaktion. Diesesmal werde ich mich beschweren. (Später erfahre ich, dass er nicht reagiert hat, weil ich Englisch gesprochen habe!!!)
Trinity ist mit der Wasserlast bei dem schwachen Wind nur unter Fock nicht zu manövrieren. Auf der äußersten Pier ist ein Motorbootskipper!! Wir rufen und winken um Hilfe. Er bemerkt uns. Ich starte den Motor noch einmal um uns den notwendigen Impuls zu geben, damit wir unserem Helfer die Leine übergeben können. Im zweiten Anlauf klappt es und wir sind fest.
Nun kommt auch der Marinero vorbei und will wissen was wir hier treiben. Als er das Dilemma erkennt, schaut er leicht bedröppelt und geht sein Schlauchboot holen, um uns abzuschleppen. Der Motorbootskipper ist eine große Hilfe. Er ist Dauerlieger hier und kennt sich aus. Er spricht Spanisch, Catalan, Englisch, Deutsch und als Belgier auch Französisch und Flämisch. Wir werden in die Box neben seiner geschleppt.
Bestandsaufnahme: Meine Vermutung stimmt. Irgendwie sind auch die anderen Bereiche des Schwimmers vollgelaufen, allerding nur sehr langsam. Werde bei nächster Gelegenheit in der Werft anrufen, um nachzufragen, ob das so richtig ist. Der Marinero kommt mit einer großen Tauchpumpe, die leider nicht durch die Inspektionsluke passt. Über das Staufach können wir zumindest einen Teil des Wassers auspumpen. Der Motorbootskipper hat eine Handpumpe. Mit der pumpt Anna am folgenden Tag mühsam das restliche Wasser aus dem Rumpf.
Das Kühlsystem des Aussenborders funktioniert nicht mehr, was nach kurzer Laufzeit die Überhitzungswarnung auslöst. Wahrscheinlich muß der Impeller gewechselt werden. Hoffe der Motor hat sonst nichts abbekommen.
Der Motorbootskipper kommt mit einem Katalog für Marinebedarf, in dem ich einen passenden Inspektionsdeckel finde. Er verspricht mir, gleich am nächsten Morgen im Depot anzurufen und das Teil zu bestellen, so dass es nachmittags da ist.
Am nächsten Morgen lerne ich am Empfang der Marina Claudia kennen. Sie spricht Deutsch und hilft mir einen Servicetechniker zu finden, der auch nach einer halben Stunde da ist, um sich den Motor anzusehen. Es ist wohl wirklich der Impeller. Er montiert den unteren Teil des Außenborders ab und verspricht mir, dass er bis zum Abend einen neuen Impeller eingebaut hat und der Motor wieder läuft.
Mal sehen ob das wirklich alles so klappt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Jetzt ist es amtlich. Trinity wird die nächsten 4 Wochen in Sant Feliu bleiben (müssen)! Die Beschaffung dieses kleinen Gummirades für die Kühlwasserpumpe dauert 3 Tage. Nachdem unser Servicetechniker erstmal das falsche Teil bestellt hat, müssen wir über das Wochende ausharren, bis er am Montag bewaffnet mit Seriennummer, Baujahr und genauer Typenbezeichnung auf die Suche nach dem korrekten Ersatzteil gehen kann. Montag Nachmittag kommt der Anruf: „Karl, you have no luck“. Es stellt sich heraus, dass das Teil wohl nirgendwo im näheren Umkreis auf Lager ist und zentral von Honda bestellt werden muß. Wenn der Expressversand klappt, ist es Mittwoch da. Leider ist ab Mittwoch Abend das Wetterfenster Richtung Golf Du Lyon wieder zu. Es sind 7 Windstärken aus nördlicher Richtung am berüchtigten Cap de Creus angesagt. Nicht machbar!
Aber mal der Reihe nach. Eigentlich lief alles ganz gut am Freitag. Unser Motorbootskipper hat mich am Nachmittag zum Marinedepot gefahren, wo ich die Ersatzteile nebst Dichtmasse in Empfang nehmen konnte. Anschließend ging es zur Ferreteria (Eisenwarenhandel – Ich lerne noch Spanisch hier), wo ich ein paar vernünftige Schrauben kaufen konnte.
Ich habe mich bei meinem Vorbesitzer erkundigt ob er die Inspektionsdeckel mal ausgetauscht hat. Hat er, weil die Originalen wohl schon etwas brüchig waren. Sehr löblich! Leider hat er Schrauben verwendet, die so kurz waren, dass sie kaum im GFK gegriffen haben. Zwei Umdrehungen haben gereicht, und die Schrauben waren draussen. Habe erstmal alle Schrauben an allen vier Inspektionsöffnungen ausgetauscht. Das hält jetzt!
Der Einbau des neuen Inspektionsdeckels nebst Austausch aller Schrauben an den weiteren Deckeln hat keine Stunde gedauert.
Nur noch auf unseren Motorexperten warten und dann los. Gegen 18:00 kam der Anruf. „Karl, the impeller is wrong. It is impossible today. You have to wait till Monday evening“. Den Rest der Geschichte hab ich ja schon erzählt.
Super! Frustration macht sich breit. Gerade hatte ich bei Sylvie in Port Gruissan den Krantermin bestätigt und einen Liegeplatz gebucht. Also Liegeplatz absagen. Den Krantermin am Dienstag halte ich erstmal fest.
Ich nutze die Wartezeit um die Reparaturliste abzuarbeiten. Der Fehler an der Navigationsbeleuchtung ist schnell gefunden. Die Anschlüsse vorne sind total korrodiert. Als ich die Lampe abschraube brechen die Kupferkabel gleich ab. Ein erneuter Gang zur Ferreteria um neue Ringkabelschuhe zu kaufen. Der kleine Laden scheint alles zu haben. Kabel großzügig abgeschnitten, Kabelschuhe aufgequetscht, wieder zusammengeschraubt alles schön dick mit Sikkaflex abgedichtet – geht wieder (30 min).
Die Toilettenspülung ist auch schnell behoben. Im Ansaugventil hat sich ein kleiner Fisch verklemmt. Nachdem der entfernt ist geht’s wieder.
Was jetzt tun. Ich könnte ja schon mal die Mastauflagen bauen, damit das erledigt ist. Claudia in der Rezeption zeigt mir wo der nächste Baumarkt ist und organisiert mir ein Großraumtaxi, in dem ich die langen Hölzer transportieren kann. Damit ist der Sonntag ausgefüllt. Der Motorbootskipper und die Marineros schauen vorbei und fragen was ich da für seltsames tue? Ich erkläre es und sie nicken. Aha. Bin mir nicht sicher, ob das Anerkennung oder Mitleid ist. Mir zumindest gefällt meine Konstruktion.
So, alles fertig. Boot ist wieder trocken, dicht und funktionsfähig, bis auf diesen verd…. Motor.
Am Montag Nachmittag dann die Hiobsbotschaft.
Sechs Tage Siesta
Der Impeller ist gestern angekommen. Heute Morgen wurde der Motor wieder zusammengeschraubt und getestet. Hat nicht mehr als 15 Min gedauert! Alles funktioniert prima. Es kommt wieder ein kräftiger Kühlwasserstrahl. Das Getriebeöl wurde auch gewechselt. War anscheinend bitter nötig. Man nennt das wohl Wartungsstau.
Damian erklärt mir, warum die Beschaffung des Teils so schwierig war. Die spezielle Langschaftvariante meines Motors hat aus Platzgründen einen kleineren Impeller. Den hat aufgrund der seltenen Nachfrage niemand vorrätig. Zumindest habe ich jetzt die richtige Teilenummer und kann mir so ein Teil auf Lager legen.
Das Wetter ist seit gestern ziemlich ekelig geworden. Dauernieselregen und Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Die Heizung an Bord funktioniert aber prima. Anna und ich machen es uns in der Kajüte bei Tee und Keksen bequem. Anna arbeitet an einem Business Plan für Ihr Studium und ich schreibe Blog, lese, sichte Bilder und surfe im Internet.
Die Investition in meine externe WLAN Antenne war übrigens ihr Geld wert. Verbindung ins Internet war bisher nie ein Problem. Entweder über das Hafen WLAN oder auch über das offene Netz irgendeiner Kneipe in Hafennähe. Anna konnte sogar Ihre Trash Serie gucken.
Trinity hat Ihre Flügel eingefahren und liegt in einer neuen Box. Zwei Plätze weiter wohnt der Segellehrer des Club Nautico auf seinem Boot. Er hat versprochen während unserer Abwesenheit ein Auge auf das Boot zu haben.
Gottseidank haben wir das gute Wetter der letzten Tage genutzt, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Die Costa Brave ist zwar aufgrund Ihrer rauhen Küste und der oft starken Winde anspruchsvoll für den Segler aber landschaftlich um so reizvoller. Man sollte sich eigentlich Zeit nehmen, um die Küste zu erkundigen und auch einige Hafentage einplanen anstatt so, wie wir es vorhatten hier nur durchzuhetzen. Vielleicht ist dies eine Lehre für die weiteren Etappen.
Heimfahrt
Heute Nacht war es sternenklar und entsprechend kalt. Das Thermometer sagt 2 Grad. Die Schlafkabine gleicht heute morgen einer Tropfsteinhöhle. Um 6:00 klingelt der Wecker. Erstmal Heizung an und Kaffeewasser aufsetzen. Anschließend in die klammen Klamotten gezwängt und Zähne geputzt. Waschen entfällt heute.
Für 6:45 hatten wir José den Taxifahrer bestellt, weil so früh kein Bus nach Girona fährt. Von da sollte es über Narbonne nach Toulouse zu unserem Flieger gehen. Auf dem Weg nach Girona können wir die noch schneebedeckten Berge der Pyrenäen sehen. Auch das Taxi ist von innen beschlagen.
Die Zugverbindung nach Toulouse klappt prima. Das Wetter ist super und wir geniessen die südfranzösische Landschaft. Der Zug folgt im Prinzip genau der Strecke, die wir eigentlich segeln bzw. fahren wollten. Ein Vorgeschmack auf die zweite Etappe Ende Mai. Kurz vor Narbonne fährt der Zug ein paar Kilometer direkt neben dem Canal de Robine durch den Etang de la Sèche. In Carcassonne kreuzen wir den Canal Du Midi und auf der Busfahrt durch Toulouse zum Flughafen ebenfalls.
Ryanair hat mal wieder eine Stunde Verspätung und wir haben knapp den Anschlußzug in Berlin Schönefeld verpasst. Irgendwann sitzen wir doch im Zug nach Wolfsburg und geniessen unser Abschlussbier im Zugbistro. Anna macht blöde Videos mit Ihrem Iphone.