Etappe 3 – von Pauillac nach Harlingen

In die Biskaya

Es ist absolut windstill, keine Welle, keine Boote weit und breit, der Motor dröhnt, der Autopilot steuert Trinity zuverlässig auf die Ile de Groix zu. Noch ca 13 Meilen. Das gibt mir Gelegenheit einen ersten Bericht zur 3. Etappe meiner Überführung abzugeben.

Als Manschaft sind diesmal meine beiden Söhne, Paul und Jakob, mit an Bord. Wir sind Freitag nach Flug und Zugfahrt in Pauillac angekommen. Am nächsten Tag war gleich um 11:30 der Termin zum Mast stellen. Vorher ist noch einiges zu erledigen. Wir haben das gute Stück in Port Leucate wirklich gut verpackt. Vielleicht können wir ja schon am Nachmittag nach Port Medoc aufbrechen. Hochwasser ist gegen 13:00, so dass wir mit ablaufendem Wasser die Strecke zügig in 4-5 Stunde schaffen sollten.

Diesen Plan haben anscheinend einige hier. Unser Steg leert sich gegen 13:00 merklich. Auch die Heavenly Twins, der Katamaran, der mich schon auf der Flusstour nach Bordeaux begleitet hat, ist dabei. Wir allerdings nicht. Das Aufstellen des Masts ging natürlich nicht so ruckzuck wie erhofft. Der Hafenmeister stand zwar schon um 11:00 bereit aber wir waren noch nicht ganz vorbeitet. Die ganzen Fallen und Wanten waren total vertüdelt und verknotet und der Strop um den Mast anzuheben war nicht vorbereitet. Der Befestigungsbolzen für das Vorstag wollte partout nicht ins Loch und der Sicherungssplint erst recht nicht. Das hat fast eine halbe Stunde gekostet. Aber schließlich steht der Mast und wir gehen wieder an den Steg.

Es ist 15:00 bis schließlich alles wieder montiert und überprüft ist. Jetzt macht es auch keinen Sinn mehr loszufahren. Ich melde mich schon mal beime Hafenmeister ab und bezahle meine 3 Wochen Liegegebühr. Wehr weiss ob das Büro am Sonntag besetzt ist. Als Abschiedsgeschenk gibt es von Ihm eine Flasch Rotwein aus Pauillac. Das ist mal ne nette Geste.

Wir verbringen den Rest des Tages mit Einkaufen, kleineren Reparaturen und sonstigen Vorbereitungen.
Am Abend, gegen 20Uhr läuft die Heavenly Twins und noch ein weiteres Boot, dass den Hafen am Mittag verlassen hat wieder ein. Ich frage beim Katamaranskipper nach, was der Grund sei. Der erzählt, dass es sehr windig war, und sich 5 Meilen vor Port Medoc eine so unangenehme kurze und steile Welle aufgebaut hat, dass seine Schrauben aus dem Wasser kamen. Als dann auch noch sein betagte Fock einmal quer durchgerissen ist, musste er umkehren. Für den nächsten Tag ist eigentlich das gleiche Wetter angesagt. Mir wird mulmig. Kurze steile Welle unter Motor mag Trinity gar nicht!

Trinity ist wieder vollständig

Abschiedsgeschenk

Von Pauillac nach Port Medoc (25 Nm)

Am nächsten Tag geht es um 13:00 ca. 1 Std vor Hochwasser los. Der Wind steht so, dass man hoch am Wind gerade so dem Fahrwasser folgen kann. Es ist ein Freude endlich wieder unter Segel zu sein. Der Wind frischt auf, je weiter wir nach Norden kommen. Trinity macht 9-10 Knoten Fahrt durch das Wasser. Mit Strom kommen wir auf 13 Knoten. Die Kurze steile Welle stellt sich auch heute ein, aber nur mit ca 50cm Höhe. Kein Problem für uns. Da schneiden unsere schlanken Rümpfe einfach durch. Um 17:30 sind wir schon im Hafen. Den erfolgreichen Etappenstart belohnen wir mit einem Restaurantbesuch. Danach gehtes früh in die Koje.

Liegeplatz in Port Medoc

Von Port Medoc nach St. Denise de Oleron (55 Nm)

Heute sind die Bedingungen, d.h. Wind und Strom gegen uns. Wir legen um 9:00 ab. Unser 15PS Honda schiebt uns mit 6 Knoten durch das Wasser. Leider bleiben davon nur 3,5 Knoten über Grund übrig. Egal wir müssen weiter. In der Girondemündung gibt es 2 mit Wracks gespickte Untiefen. Das Plateau de Cordouan, das mit einem imposanten Leuchtturm versehen ist,  und das Cap de Mauvais. Ich versuche so gut es geht den Bogen um den Phare de Cordouan abzukürzen. Die sich in der Ferne bedrohlich abzeichnenden Brandungswellen lassen mich jedoch gebührend Abstand halten. Im Fahrwasser vor dem Cap Mauvais müssen wir nach Westen abbiegen und können endlich Segel setzen. Wir würden heute gerne La Rochelle erreichen oder wenigstens die Spitze der Ile de Oleron.
Tapfer kreutzen wir gegen den Nordwind auf, bis dieser schließlich einschläft. Also wieder Motor an. Wenigstens behindert uns die Strömung jetzt nicht mehr.
Spätnachmittags setzt endlich wieder Wind aus NW ein. Wir können die Nordspitze der Ile de Oleron anliegen und erreichen unser Tagesziel St Denise de Oleron in der Dämmerung. Wir Ankern ausserhalb des Hafens. Der Hafen hat ein Süll und kann bei Ebbe, d.h. heißt am nächsten Morgen, wenn wir los wollen, nicht verlassen werden.

Phare de Cordouan

Angelboot

Cap de Mauvais

Abendstimmung vor der ile de Oleron

Von St. Denise nach Port Joinville auf der Ile de Yeu (75 Nm)

Der folgende Tag begann sehr vielversprechend. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, erwartete uns schon eine frische Briese. Wir beeilen uns mit einem einfachen Frühstück. Dann heißt es Anker auf und los. Wir haben räumlichen Wind und können zum erstenmal unseren Spinnaker setzen. Im Nu ist die Süspitze der Ile de Re erreicht. Da läßt uns leider schon wieder der Wind im Stich. Also mal wieder Motor an. Gegen 16:00 stellte sich endlich eine Brise ein, allerding von vorn aus NNO.

Egal, endlich den Motor aus. In flotter Fahrt geht es nach Norden. Um 22:45 machen  wir endlich in Port Joinville, am letzten verbliebenn Platz fest. Wir sind müde und es geht gleich ins Bett.

Von Port Joinville nach Port Tudy auf der Ile de Groix (76 Nm)

Für den heutigen Tag ist guter Wind angesagt. Wir sind von der frühen, ungewohnte Betriebsamkeit im Hafen angesteckt. Eigentlich wollten wir unsere Vorräte aufstocken aber in Anbetracht der Öffnungszeiten des Supermarktes (9:00) verzichten wir. Aber Tanken an der örtlichen Tankstelle (zu Wucherpreisen von 1,92€/Liter) und Croissants zum Frühstück müssen sein.
Um 9:15 legten wir ab. Die See vor dem Hafen ist ziemlich kabbelig. Vor der Hafeneinfahrt hat sich schon ein ganzer Pulk von Segelbooten versammelt, die alle dabei sind ihre Segel zu setzten. Alle machen sich in nördliche Richtung auf den Weg. 3-4 Windstärken und halber Wind. Endlich mal Fahrt im Schiff. In dem Pulk fühlt sich das fast an wie auf einer Regatta.Ein großer Mono fängt an seinen Spinnaker zu setzen. Ein abenteuerliches Unterfangen, bei dem spitzen Kurs. Aber schließlich steht das Ding und das schwere Boot schiebt mit viel Lage und mächtiger Bugwelle durch das Wasser.
Das ist unser Wecksignal. Wenn der das kann…. Paul, Spinnaker klar machen. Wir brauchen einige Zeit bis wir die ganzen Leinen vorbereitet haben. Aber dann geht’s los. Die 90 qm Tuch füllen sich mit Wind und Trinity beschleunigt mächtig. Das Ding entwickelt ja ganz schön Druck denke ich noch und schon gibt’s einen lauten Knall.

Was ist passiert? Lage checken. Der Spinnaker flatter querab und der Bugspriet zeigt senkrecht nach oben. Einen der neuen Ronstan Blöcke für den Niederholer hat es zerissen. So ein Mist. Welche Bruchlast hatte der noch? Das muß ich checken. Aber erstmal gilt es, dass flatternde Tuch, welches da am Mast zerrt zu bergen. Paul schafft es erst als ich ordentlich abfalle und dafür sorge, dass das Segel im Windschatten des Großsegels zusammenfällt.
Na dann eben ohne Spinnaker. Der Kurs war dafür eh nicht ideal und wir erreichen auch so 13 Knoten. Den Pulk haben wir jedenfalls schnell hinter uns gelassen. Als der Wind später nachlässt ersetze ich den Block durch einen dieser neuen Führungsringe auch Thimble genannt. Kurze Zeit später, als es wieder aufbries, bricht allerdings der 2. Block der Niederholertalje auch noch. Auf dieser Leine liegt definitv viel Last!
Wir fahren südlich um die Belle Ile. Ich habe den 2. Block des Niederholers ersetzt und wir sind wieder unter Spinnaker.
Am Nordende von Belle Ile müssen wir ihn leider wieder runter nehem, weil der Wind weiter auf Nord dreht und bald ganz einschläft. Die letzten 15 Meilen bis zur Ile de Groix fahren wir unter Motor. Wir kommen um 20:00 in Port Tudy an. Alle Stegliegeplätze sind belegt. Nur im Vorhafen ist noch eine Mooringtonne nahe der Pier frei. Da trauen sich die großen Monos mit ihren über 2 Meter Tiefgang nich hin. Für uns kein Problem. Ich manövriere vorsichtig rückwärts zwischen den Bootsreihen durch. 7,8Meter ist doch ganz schön breit. Das Boot wir mit Vor- und Achterleine zwischen zwei Mooringtonnen festgemacht. Es ist jetzt schon 20:30. Um an Land zu kommen, müssen wir allerdings erst das Schlauchboot aufpumpen. In der Hafenkneipe direkt an der Pier gibt’s ein Anlegerbier bzw. Cola sowie vom freundlichen Kneipenwirt einen Stadtplan und eine Info über die Einkaufsmöglichkeiten am nächsten Morgen.
Port Tudy ist ein malerischer kleiner Hafen und anscheinend für seine Sonnenuntergänge bekannt. Zumindest ist die Hafenmauer ab 21:30 mit Touriste besetzt, die alle gen Westen starren. Ich finde noch eine Lücke und kann ein schöne Foto schiessen. Nach Sonnenuntergang steigt der ganze Schwung wieder in seine hochmotorisierten Offshore Schlauchboote und braust mit Hochgeschwindigkeit über das windstille, flache Wasser zum Festland.

Ich paddle wieder an Bord. Abendessen, spülen, Wettervorhersage holen und ab in die Koje.

Abgerissen!

Port Tudy, Ile de Groix

Ohne Schlauchboot geht nix

Wieder ein schöner Sonnenuntergang

Rund um Finistère

Von Port Tudy nach Loctudy (33 Meilen)

An diesem Morgen ist erstmal der Besuch des lokalen Supermarktes angesagt. Wir müssen unsere Vorräte auffüllen. Bis wir wieder an Bord sind und alles verstaut haben ist es 11:00. Draussen ist es nahezu windstill, wie vom Wetterbericht vorhergesagt. Wir fahren unter Motor und beratschlagen unterwegs unseren weiteren Törnplan. Ein Besuch von Concarneau mit seiner imposanten Festung am Hafen wäre schön, aber der Wind soll auf Nordwest drehen, so  dass wir am nächsten Tag die ganze Strecke aus der Bucht wieder aufkreuzen bzw. motoren müssten. Wir wollen den Tag nutzen, um eine möglichst gute Ausgangsposition für  die Umrundung des Point du Raz und die Durchfahrt des Chenal du Four zu erreichen. Dies sind die markanten und unter bestimmten Bedingungen auch gefährlichen Ecken bei der Umrundung von Finistère, dem nordwestlichen Zipfels der Bretagne. Ideal wäre dazu Port Audierne. Dies können wir bei dem aktuellen Wetter leider nicht erreichen. Wir steuern Loctudy an.
Irgendwann kommt ein leichter Wind auf und wir können den Motor abstellen. Gleichzeitig zieht ein dichter Nebel auf. Die Sichtweite beträgt höchstens 200 Meter. Man hört die Motoren der Boote aber kann sie nicht sehen. Es stellt sich ein leichtes Fluch der Karibik Feeling ein. Wir sind froh dass wir unser AIS haben. Zumindest einige der Geräusche lassen sich zuordnen.

Schließlich tauchen die Fahrwassertonne von Loctudy auf und kurz vor der Küste ist der Nebel verschwunden. Um 17:00 machenwir am Besucherponton fest. Nach der üblichen Anmeldeprozedur geht es diesmal zum Strand. Die Sonne brennt vom Himmel und das Bad im Atlantik ist herrlich erfrischend.

Welchen Hafen wollen wir nehmen?

Nebel

Einfahrt Loctudy

Liegeplatz in Loctudy

Strand

Alles voller Muscheln!

Von Loctudy nach Roscoff (140 Meilen)

Wir wollen heute versuchen zumindest den Point Du Raz zu umrunden. Dummerweise kommt der Wind aus Nordwest und soll später auf Nord oder Nordost drehen und auf 4 Windstärken zunehmen. Auf der direkten Strecke zwischen dem Point du Raz und der Ile de Sein ist bei dieser Strom gegen Wind Konstellation laut Revierführer mit sehr unangenehmer oder sogar gefährlicher See zu rechnen.

Da wir sowiso kreuzen müssen, beschließen wir dieser Situation aus dem Wege zu gehen, indem wir unseren Kreuzschlag ausdehnen und die Ile de Sein im Westen umrunden.

Wenn alles gut klappt wollen wir die Nacht durchsegeln um die Halbinsel Finistère vollständig zu umrunden.

Wir legen um 8:45 ab und motoren zunächst bis zum Point de Penmarche. Dort setzt der vorhergesagte Wind ein. Wir können die Bucht von Audierne bis kurz vor den Hafen hochsegeln und wenden dann zu unserem langen Schlag um die Ile de Sein. Um 18 Uhr können wir abermals wenden und die Untiefen westlich der Ile de Sein fast auf Nordkurs queren.

Point de Penmarche

Die Stimmung ist gut

 Freiwache

Ruderwache mit Autopilot

Vorschlafen

Das geht nur auf einem Multihull

Wir setzen unseren Kurs nach Norden fort und wenden gegen 21:30 südlich des Leuchtturms Pierres Noires erneut nach Westen. Wir wollen die Passage de Fromveur südlich der Ile de Ouessant nehmen und segeln in die untergehende Sonne auf die Südspitze der Insel zu.

Unser Plan für die Nacht

Pierres Noire

Der Mond geht auf

Delfine leisten uns Gesellschaft

Um 0:25 ist der Leuchtturm Kereon querab. Wir können abfallen und Kurs auf die französische Kanalküste nehmen. Der Strom dreht sich langsam gegen uns, so dass wir erst um 10:00 in Roscoff festmachen können.

 Leuchtturm Kereon

Wir sind rum!

 Ansteuerung Roscoff

 

Müde fallen wir erstmal in die Koje um etwas Schlaf nachzuholen. Am Nachmittag ist Sightseeing und Shopping um den alten Hafen von Roscoff geplant.

Le Vieux Port

Stipvisite im Vereinigten Königreich

Von Roscoff nach Guernsey, St. Peter Port (75 Meilen)

Von Roscoff geht’s wieder früh um 6:00 bei Niedrigwasser los. Wir wollen die Flutströmung mitnehmen und vor allem zum Hochwasser um 19:51 in St.Peter Port auf Guernsey sein. Zur Belohnung erleben wir einen tollen Sonnenaufgang. Leider weht der Wind sehr schwach und ausgerechnet aus Nordost. Wir starten den Motor und setzen erstmal Kaffe auf und frühstücken an Bord. Die Jungs legen sich anschließend nochmal hin. So geht es, bis wir das Leuchtfeuer Les Triagoz passieren. Dann kommt endlich Wind auf, der später auf Nordwest dreht, so dass wir sogar den Spinnaker rausholen können. Wunderschönes Segeln bei blauem Himmel und strahlender Sonne. Als wir uns Guernsey nähern, wird es nochmal spannend. Vor der Südküste setzt eine derart starke Strömung aus West, dass wir fast 30 Grad vorhalten müssen, um nicht and der Einfahrt zu St. Peter Port vorbeigetrieben zu werden. Um kurz vor 19:00 runden wir das Castle Lighthouse, benannt nach dem Castle Cornet, welches den Hafen bewacht und  laufen in den Vorhafen ein.

Ein Boot der Port Control kommt uns entgegen und geleitet uns zum Waiting Ponton aber noch bevor wir dort richtig festmachen können werden wir aufgefordert weiter in die Victoria Marina zu fahren. Wir reihen uns in die Schlange der Boote ein, die nach und nach von Marinaangestellten auf Dingies an ihre Liegeplätze geleitet werden. Es ist ziemlich voll und eng im Hafen. Die Boote liegen schon im Päckchen und ich mache mir etwas Sorgen aufgrund unserer Breite. Aber zum Ausgleich haben wir nur geringen Tiefgang und bekommen so weit hinten im Hafen ein schönen Platz. Man merkt, dass wir in Großbritannien sind. Super Service und alles perfekt organisiert. Um 9:30 (quasi genau nach Plan!!) liegen wir fest, der Platz ist bezahlt und wir sind mit allen notwendigen Informationen, einem Stadtplan und Codes für Wifi und Sanitärgebäude versorgt. Die Einrichtungen sind einfach, aber sauber und gepflegt. Nur die Erfindung des Einhebelmischers ist immer noch nicht bis nach England vorgedrungen. Es gibt Dinge die muß man nicht verstehen.

Wir beschließen den Abend mit einem Bummel durch St. Peter Port und einem Burgermenu in dem einzigen Restaurant dass am Sonntagabend noch auf hat.

Wir starten in den Sonnenaufgang

Erstmal Kaffee kochen

Ausfahrt Roscoff – Plateau de Duons

Leuchtturm Les Triagoz

So läßt es sich aushalten

Victoria Marina, St. Peter Port, Guernsey

Endlich mal wieder ein englischer Burger

Um das Cap de la Hague

Von Guernsey nach St. Vaast (69 Meilen)

Heute wollen wir um das Cap de la Hague nach St. Vaast. Das Kap kann bei ungünstigen Wind- und Strömungsverhältnissen ekelig werden, weil hier der Gezeitenstrom aus der Bucht von St. Malo zwischen der Insel Alderney und dem Kap durchgequetscht wird. In den berüchtigten Alderney Races treten die stärksten Strömungen in der Region auf. Heute sind Wind und Strömung in der gleichen östlichen Richtung und wir wollen das ausnutzen. Das setzt voraus, dass wir bis 11:50 um das Kap rum sind. Danach wird’s sonst extrem ungünstig. Unterm Strich heißt das, dass wir die Victoria Marina verlassen müssen, sobald genug Wasser über der Barre vor dem Hafen steht. Das wäre um 6:00 der Fall.  In knapp 6 Stunden sollten wir dann auch um das Kap rum sein. Also Wecker auf 5:30 stellen.

Irgendein Rumoren draussen auf dem Steg weckt mich am nächsten Morgen. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 6:05. Moment mal, da wollten wir doch schon abgelegt haben. Mist, was ist denn mit dem Wecker los. Ich schaue auf mein Handy. Das zeigt 5:05. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. In England gehen die Uhren anders und mein Handy stellt sich nach der lokalen Zeit aus dem Internet! Jetzt aber los. Jungs aufstehen, sofort. Waschen fällt aus, gefrühstückt wird wieder unterwegs.

Um 6:21 werfen wir die Leinen los und verlassen die Victoria Marina. Um 7:00 setzen wir die Segel und steuern die Little Russel genannte Passage zwischen den Inseln Guernsey und Herm an, vorbei an dem Leuchtfeuern Brehon. Es weht ein frischer Wind aus NNW und wir machen gute Fahrt. Der Strom schiebt mit ca 3 Knoten zusätzlich. Auf Höhe des Leuchtfeuers Roustel bekommen wir einen Vorgeschmack von dem, was passiert wenn Wind und Strömung an einer Engstelle aufeinandertreffen. Hier steht eine heftige, kurze sich teilweise brechende Welle. Trinity stampft heftig und der arme Jakob, der gerade dabei ist den Frühstückskaffee aufzugießen, hat alle Hände voll damit zu tun den Kaffee vorm Absturz zu bewahren.

Nach einer halben Meile ist die Stelle passiert und das Wasser beruhigt sich wieder. Der Kaffe wurde auch gerettet. Somit können wir jetzt endlich frühstücken. Um 7:40 fallen wir ab und nehmen Kurs auf das Kap de la Hague. Wir machen mit Stömungunterstützung jetzt über 10 Knoten Fahrt. So sollten wir unseren Zeitplan einhalten können. Später dreht der Wind weiter auf West und nimmt ab, aber wir können den Spinnaker setzen und halten unsere Durchschnittsgeschwindigkeit. Um  9:45 ist die Ostspitze von Alderney erreicht. Der Wind weht jetzt fast achterlich, was Trinity nicht mag. Der Spinnaker steht dabei nicht gescheit und schlägt. Aber die Strömung der Alderney Races schiebt uns weiter mit über 5 Knoten. In der Nähe des Kaps treten immer wieder seltsame Strömungswirbel auf, fast wie Stromschnellen auf einem Fluß. Sie zerren ein wenig an unseren Rümpfen aber können Trinity nicht vom Kurs abbringen. Wir können aber erahnen, was hier los sein kann, wenn die Bedingungen nicht so gut sind wie heute.

Um 10:30 ist das Kap querab und wir halsen auf einen südlicheren Kurs. Der Wind kommt dadurch wieder günstig und wir passieren bald Cherbourg. Langsam setzt die Ebbe ein und die Strömung dreht sich gegen uns. Es wird Zeit, dass wir das nächste Kap, den Point de Barfleur erreichen, aber die Stecke zieht sich. Wir halsen noch zweimal, um quasi vor dem Wind zu kreuzen und bessere Fahrt zu machen. Um 14:15 haben wir das Kap schließlich erreicht. Auch hier können wir sehen, was passiert wenn der Wind gegen die Strömungsrichtung des Wassers weht. Das Wasser strömt hier gegen unsere  Fahrtrichtung nach Norden und der Wind weht hier ums Kap herum mit 20 Knoten gegenan. Die Wellen türmen sich auf und es entsteht eine regelrechte Brandungszone in der wir mit bis zu 13 Knoten die Wellen absurfen. Spannend, aber wesentlich angenehmer als das Stampfen gegen den Wind heute morgen.

Der Wind ändert hinter dem Kap langsam seine Richtung auf Südwest und frischt auf. Wir müssen den Spinnaker bergen, fahren aber bei 15 Knoten Wind mit über 10 Knoten Fahrt durchs Wasser, so daß wir trotz Strömung gegenan um 15:15 die Ansteuerung von St. Vaast erreichen. Die Einfahrt nach St. Vaast fällt bei Ebbe trocken. Vor dem Hafen sind Schleusentore, die nur in der Zeit von 2 1/4 Stunden vor Hochwasser bis 3 1/2 Stunden nach Hochwasser aufmachen. Den Zeitraum haben wir leider verpasst, aber es ist noch genug Wasser in der Fahrrinne, dass wir bis zur langen Steinmole vor dem Hafen fahren können. Es liegen schon einige Fischerboote dort aber weiter Richtung Ufer ist noch Platz. Zum Glück ist es kein Problem für uns hier trockenzufallen. Einige Kielyachten ankern weiter draußen und warten wahrscheinlich darauf, dass die Tore wieder aufmachen, was irgendwann gegen 20:00 Uhr der Fall sein wird. Wir sind dazu zu faul und beschließen an der Mole liegenzubleiben. Damit sind wir auch unabhängig von den Hafenöffnungszeiten am nächsten Morgen. Wir müssen hier aber darauf achten, dass die Leinen so angebracht sind, dass Trinity sich nicht aufhängt, wenn das Wasser weiter fällt und auch wenn das Wasser steigt brauchen wir Spielraum in den Leinen. Der Tiedenhub beträgt hier fast 5 Meter! Schließlich haben wir Trinity einigermaßen gezeitensicher an einer eingelassenen Stahlleiter und riesigen algenbesetzten Ringen für die Großschiffahrt festgemacht und können Hafen und Städchen erkunden. Jakob zieht es vor mit dem Bootshaken bewaffnet einen Ausflug ins Watt zu machen.

Wir verlassen St. Peter Port Castel Cornet mit Lighthouse Alderney querab Schönstes Spinnakerwetter Stromschnellen an Cap de la Hague Die Strömung schiebt mit über 5 Knoten Brechende Strömungswellen am Point de Barfleur

An der Mole von Saint Vaast            Erkundungen im Watt

Über die Seine Bucht

St. Vaast nach Fècamp (65 Meilen)

An diesem Morgen schlafen wir ausnahmsweise aus und gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück mit frischen französischen Croissants. Nachdem ich auch unsere Benzinkanister im Hafen wieder aufgefüllt habe geht’s dann gegen 10:00 los Richtung Fecamp.

Es sind 5+ Windstärken aus SO angesagt aber die Vorhersage stimmt nur zu Beginn. Der Wind nimmt auf 13 Knoten ab und dreht auf SW und wir können wieder den Spinnaker setzen. Irgendwann schläft der Wind aber ganz ein, so dass wir die letzten 10 Meilen unter Motor fahren. Gegen 20:30 machen wir in Fècamp fest.

Die Wettervorhersage kündigt für die Nacht und den nächsten Morgen schlechtes Wetter und viel Wind an. Kurz nachdem wir festgemacht haben pfeiffen schon die ersten Böen durch den Hafen. Wir beschließen hier erstmal auf Wetterbesserung zu warten und gegebenenfalls am nächsten Abend kurz vor Niedrigwasser weiterzufahren.

Motorfahrt nach Fecamp Endlich angekommen Hafen von Fecamp

Nachtfahrt durch den Ärmelkanal

Fécamp nach Nieuwpoort (148 Meilen)

Der Morgen begrüßt uns wie vorhergesagt mit tiefhängenden Wolken, Regen und stürmischen Böen. Wir machen das Beste daraus und drehen uns noch einmal in der Koje um, um endlich mal wieder auszuschlafen.

Im Laufe des Vormittags hört der Regen auf. Nach dem obligatorischen Gang zur Boulangerie geniessen wir ein ausgiebiges Frühstück und nutzen den Rest des Tages für ein paar notwendige Reparaturen und einen Besuch im Lebensmittelmarkt. Gegen Nachmittag klart es immer weiter auf, so daß wir beschließen, kurz nach dem Abendniedrigwasser auszulaufen. Bis dahin haben wir aber noch ein wenig Zeit, um an der Strandpromenade entlangzubummeln.

Fecamp ist ein nettes Örtchen mit einigen Sehenswürdigkeiten. Es liegt in einem Einschnitt der steilen Kreidefelsen der sogenannten Alabasterküste, die den Kreidefelsen in Dover in nichts nachstehen. Ein Spaziergang über die Klippen wäre bestimmt toll. Leider haben wir dafür keine Zeit mehr.

Wir starten um 20 Uhr kurz nach Niedrigwasser, um den Flutstrom in Richtung Osten mitzunehmen. Der Wind bläst noch mit 5-6 Windstäken aus NO, also gegenan. Es ist aber eine Drehung auf SSO angesagt, die hoffentlich auch so kommt,  damit wir nicht die ganze Nacht kreuzen müssen.

Wir setzen das Großsegel schon im Hafenbecken, vorsichtshalber mit einem Reff. In der Hafenausfahrt steht immer eine relativ steile Dünung und das Großsegel soll uns den notwendigen Schub geben, um ohne Probleme durch die Wellen zu kommen.

Draussen erwartet uns ein Rodeoritt gegen Wind und Welle. Mann oh Mann, ob wir das die ganze Nacht durchhalten? Trinity schlägt sich wacker. Die schmalen Schwimmer tauchen durch die Wellen, aber es ist doch teilweise ein heftiges auf und ab. Nach der zweiten Wende beruhigen sich die Bewegungen etwas. Vielleicht liegt es daran, dass der Wind wie vorhergesagt endlich Richtung Süd dreht. Ausserdem nimmt die Flutströmung zu. Die unangenehme Stampferei hört jedenfalls auf.

Die Jungs strecken sich unter Deck auf den Salonbänken aus. Ich halte derweil im Cockpit die Stellung zusammen mit dem Autopiloten. Der macht wieder einen super Job und hält das Boot sauber auf dem eingestellten Kurs am Wind. So geht es in die Dunkelheit. Später in der Nacht leistet Jakob mir Gesellschaft im Cockpit. Zu zweit ist es in der Dunkelheit doch angenehmer.

In der Nacht kommen wir zweimal Fischkuttern in die Quere, die offensichtlich gerade dabei sind, Netze auszubringen oder einzuholen. Das AIS ist dabei eine große Hilfe. Die Boote sind zwar schon von weitem zu sehen, da sie hell erleuchtet sind wie Christbäume. Durch die alles überstrahlenden grellen Scheinwerfer sind aber keinerlei Navigationsleuchten zu sehen, so daß es schwierig ist, den Kurs der Boote auszumachen. Auf dem AIS ist aber der aktuelle Kurs und eine mögliche Kollisionsgefahr gut zu erkennen.

Wir haben allerdings keine große Lust, etwas von unserer schwer erkämpften Höhe zu verschenken und behalten unseren Kurs zunächst bei. Als eins der Boote uns schließlich wie zur Warnung mit einem seiner unglaublichen Scheinwerfer auf’s Korn nimmt, drehen wir doch etwas ab.

Auf dem Weg nach Osten nähern wir uns immer mehr dem Verkehrstrennungsgebiet, der Autobahn für die Großschiffahrt, die auf dem Weg durch die Meerenge von Calais ist. Man kann in der Dunkelheit deutlich die Kette an Schiffen sehen, die dort entlangfahren.  Wir müssen südlich davon bleiben.  An der Engstelle des Kanals zwischen Dover und Calais bleibt jedoch nur wenig Platz.

Gegen 6:00 Uhr geht die Sonne auf und wird von mir und Jakob freudig begrüsst. Wir nutzen die wärmenden Strahlen gleich um einige Kleidungsstücke, die nach unserer Ausfahrt aus Fècamp nass geworden sind zu trocknen. Ausserdem wird erstmal Kaffee aufgesetzt. Den können wir gut gebrauchen. Wir haben ca. 70 gesegelte Meilen hinter uns. Noch 30sm bis Calais.

Die Sonne ist wieder da!

Erstmal Wäsche trocknen

 

Irgendwie haben wir bis jetzt Glück mit dem Wind. Wir müssen noch einmal wenden, um der Untiefe Vergoyer auszuweichen, können dann aber mit leicht gefierten Segeln das Cap Gris Nez nördlich von Boulogne sur Mer anliegen. Es ist 10:30 als wir das Kap runden. Wir haben die engste Stelle des Kanals erreicht und können deutlich die Kreidefelsen von Dover sehen. Sie sind von hier nur 17 Seemeilen entfernt. Wir können auch die Kanalfähren sehen, die hier mit Hochgeschwindigkeit die Meerenge queren. Calais liegt 5 Seemeilen vor uns. Mal sehen, wie wir zwischen den Fähren und Frachtschiffen durch das Fahrwasser in der Einfahrt nach Calais kommen.

Leider verlässt uns hier erstmal das Glück. Hinter dem Kap schläft der Wind nicht nur ein, sondern dreht auch noch zurück auf Nordost. Also Motor an, wir wollen vorwärts kommen. Mittlerweile hat leider auch die Ebbe eingesetzt und das Wasser aus der Deutschen Bucht strömt mit 2Knoten durch die Meerenge. Wir schleichen mit nur noch 3 Knoten über Grund Richtung Calais. Die Strecke zieht sich. Mit dieser geringen Geschwindgkeit muß ich auch noch das Fahrwasser queren. Gegen 13:00 liegen wir auf der Lauer, um eine günstige Lücke abzupassen. Vollgas und los. Nach einer quälend langen halben Stunde bin ich auf der anderen Seite. Die nächste Fähre verlässt schon wieder den Hafen und schwenkt hinter uns ins Fahrwasser Richtung Dover.

Noch ca 40 Meilen bis Nieuwpoort unserem Ziel für heute in Belgien. Wir denken über einen Plan B nach.  Diese Strecke wollen wir wirklich nicht motoren! Vielleicht doch nach Dünkirchen?

Doch der Wind hat schließlich ein Einsehen. Um 14:00 können wir den Motor ausmachen und hoch am Wind auf Stb Bug die Küste Richtung Dünkirchen entlangsegeln. Die Landschaft hat sich mittlerweile geändert. In Fecamp hatten wir eine weithin sichtbare weiss leuchtende Steilküste. Hier ist der Küstenstreifen nur anhand seiner Bebauung zu erkennen. Diese ist aber umso ausgeprägter. Die Hafenanlagen und Hochhäuser von Dünkirchen sind weithin sichtbar. Wie eine Insel in der Wasserwüste. Die Alabasterküste der Normandie hat mir da deutlich besser gefallen.

So wie die Küste, ist auch das Wasser hier sehr flach. Es gibt Untiefen mit weniger als 1 Meter Wassertiefe. Ich versuche am Plotter die optimalen Wendepunkte für unseren Kreuzkurs zu ermitteln, um den Flachstellen zu entgehen. Zunächst können wir der Fahrrinne nach Dünkirchen folgen. Auch hier herrscht reger Verkehr und ich versuche ausserhalb des Tonnenstrichs zu bleiben. Es ist doch beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit die Fähren anrauschen. Wir machen jedoch auch gute 8 Knoten Fahrt.  Zusätzlich schiebt der Flutstrom, der mittlerweile eingesetzt hat.

Huch, sind die schnell

Puh, wir sind vorbei!

Nach einem Kreuzschlag von der Küste weg können wir an den Flachstellen vorbei und außerhalb der Fahrwasser und Schifffahrtsrouten Nieuwpoort anliegen. Gegen 19:30 bergen wir vor der Einfahrt zum Hafen die Segel. Der Hafen liegt ca. 1 sm im Landesinneren und ist durch einen Kanal zu erreichen.

Kurz vor 20:00 Uhr fast 24 Stunden nach unserem Start in Fecamp machen wir am Anleger des Watersportkring van de Luchtmacht Nieuwpoort fest.

Holland wir kommen

14.17.2017 Von Nieuwpoort nach Scheveningen (86 Meiilen)

Der Morgen in Nieuwpoort empfängt uns mit grauem Himmel und frischem Wind aus Nordwest. Wir haben uns Scheveningen als Ziel ausgesucht. Wieder eine Etappe von ca 90 Meilen. Wir wollten um 9:00 ablegen aber irgendwie stecken uns noch die langen Etappen und Nachtfahrten der letzten Tage in den Knochen. Es ist bereits Freitag. Am Sonntag wollen wir im Wattenmeer sein. Ich muß noch einen Liegeplatz finden, wo Trinity ein paar Wochen bleiben kann und der gleichzeit einigermassen verkehrsgünstig gelegen ist. Ich habe die Hafenmeister vom Harlinger Wassersportverein und dem Koninklijke Marine Jach Club in Den Helder angeschrieben. Mal sehen, wer sich meldet.

Um 10:00 legen wir schliesslich ab. Wir reihen uns unter Segeln in eine  lange Prozession von Booten durch den bei Ebbe doch recht schmalen Kanal vom Hafen Nieuwpoort in die Nordsee ein. Es scheint Regattawochenende zu sein. Jede Menge Jollen sind unterwegs.

Um kurz vor 11:00 haben wir die Kanalmündung erreicht und können abfallen und direkten Kurs auf die 70 Meilen entfernte Ansteuerungstonne zur Querung der Maasmündung nehmen.

Wir machen um die 10 Knoten Fahrt. Leider wird das Wetter bald ungemütlich und es fängt an zu regnen.

Wir verkriechen uns in die Kajüte. Der Autopilot steuert wie immer zuverlässig, obwohl er sich bei dem achterlichen Wellengang doch abmühen muß. Alle paar Minuten gibt es einen kurzen Rundumblick, weil hier doch einiges an Schiffsverkehr von und zu den Häfen von Oostende und Antwerpen herscht.

Nachmittags nimmt der Wind noch etwas zu aber die Bewölkung lockert auf. Sogar die Sonne kommt machmal durch. Um 18:30 nähern wir uns der Maasmündung. Ein steter Strom von ziemlich großen Containerschiffen und Tankern ist hier auf dem Weg zum Rotterdamer Hafen. Für Segelboote, die dieses Fahrwassser kreuzen wollen, gibt es eine klar festgelegt Route. Außerdem muß man sich bei Maas Entrance auf Kanal 3 anmelden und auf Instruktionen achten. Vorschriftsmäßig melde ich mich über Funk, bekomme aber keinerlei Antwort. Nach 3 Versuchen gebe ich auf. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Reichweite unseres Funkgerätes ziemlich eingeschränkt ist. Ich beschließe bei nächster Gelegenheit die Antennenleitung zu überprüfen.

Aufmerksam beobachten wir den Schiffsverkehr über unser AIS und stellen fest, dass hier in Hafennähe die großen Dampfer auch nicht schneller sind als wir. Immerhin fahren wir bei den aktuellen Bedingungen auch mit gut 13 Knoten durch das Wasser. Ruckzuck haben wir zwischen zwei Tankern das Fahrwasser gequert. Um 19:20 sind wir durch und können Scheveningen ansteuern, das jetzt nur noch gut 10 Meilen entfernt ist.

Um 20:15 laufen wir in den Hafen von Scheveningen ein. Der Yachthafen ist zu unserer Verwunderung völlig überfüllt. Die Yachten liegen schon zu zweit und zu dritt im Päckchen. Wir beschließen als Nummer 3 an einer großen Hanse aus Deutschland festzumachen. Mit unseren 8 Metern Breite haben wir den Hafen jetzt quasi abgeriegelt. Uns bleibt nichts anderes übrig als wenigstens einen Schwimmer anzuklappen. Um 20:45 sind wir schließlich fest. Die Besatzung unseres Nachbarschiffs erklärt uns wo wir die Sanitäreinrichtungen finden und geben uns die Zugriffscodes sowie das WiFi Passwort. Außerdem verraten sie uns warum der Hafen so voll ist. Am nächsten Tag startet von hier eine große Regatta nach England. Um 9:00 soll’s losgehen. Sie wollen am nächsten Tag auf jedenfall ablegen, bevor der Troß der Regattaschiffe aufbricht und den eng gepacktenHafen ins Chaos stürzt.

Für uns heißt das, wir müssen dann auch los. Mitgehangen, mitgefangen im wahrsten Sinne des Wortes. Schon wieder so früh aufstehen! Kurz bevor wir uns in die Kojen begeben wollen, klopft es nochmal an Bord. Die Skipperin der Hanse teilt uns mit, dass das Boot ganz innen in unserem Päckchen am nächsten Morgen schon um 7:00 los will. Na super, das wird mal wieder ’ne kurze Nacht.

Auf in die Waddenzee

15.07.2017 Von Schweveningen nach Harlingen (89 Meilen)

Am nächsten Morgen werden wir tatsächlich von unserem Nachbarn  um 7:00 geweckt. Das innenliegende Boot in unserem Dreierpäckchen will los. Schlaftrunken werfe ich unseren Honda an und die Leinen los. Nach einer halben Stunde ist das Manöver beendet und wir liegen wieder fest, jetzt nur noch im Zweierpäckchen. Die Nacht ist jedenfalls vorbei und um kurz vor 9:00 wollen wir ja auch los. Also Katzenwäsche, Anziehen, Kaffeewasser aufsetzen, Schwimmer ausklappen (jetzt ist ja wieder Platz), Frühstück vorbereiten und Wetter checken. Windrichtung wie Gestern aber nur noch 3 BF dafür mehr Sonne. Der Hafenmeister vom Harlinger Wassersportverein hat sich per eMail gemeldet. Er hat Plätze frei, auch für mehrere Wochen und der Preis ist auch ok. Also wird Harlingen unser Etappenziel. Schon wieder 90 Meilen. 30 davon durch Wattfahrwasser. Das ist was ganz Neues für uns. Ich antworte ihm, dass wir noch in Scheveningen sind und es später werden könne. Er antwortet umgehend und teilt uns mit, dass die Schleuse vor dem Hafen um 22:00 schliesst. Na dann haben wir ja ein Ziel vor Augen.

Pünktlich um 9:00 legen wir ab. Im Vorhafen setzen wir schon die Segel. Mit 5-6 Knoten Fahrt geht es voran. Weiter draußen können wir den Spinnaker setzen und legen nochmal auf 8-9 Knoten zu. Bis Den Helder sind es gut 53 Meilen. Dort zwischen dem Festland und der Insel Texel ist die Einfahrt in die Niederländische Wadenzee. Mal sehen, ob wir es bis 16:00 schaffen.

Ich nehme Kontakt mit dem Hafenmeister in Harlingen auf und teile ihm unseren Plan mit. Er ist skeptisch ob wir das schaffen und weist mich auf die Ebbströmung hin, gegen die wir im Wattenmeer ankämpfen müssen.

Bisher habe ich mich wenig mit dem Segeln im Wattenmeer auseinandergesetzt. Eigentlich wollte ich außen um die Inseln herumsegeln, aber das klappt ja nun nicht mehr. Ich schnappe mir meinen Revierführer Nordsee, um mir eine Strategie für die Wattfahrt von Den Helder nach Harlingen zurechtzulegen.

Leider nimmt der Wind im Laufe des Tages weiter ab, so daß wir erst um 18:00 das Seegatt bei Den Helder erreichen. Wir beschliessen an DenOever vorbei am Abschlussdeich des Ijselmeers entlang nach Kornwerderzand zu segeln und von dort Richtung Norden durch das Boontjes Wattfahrwasser nach Harlingen.

Einfahrt in die Wadenzee – vorbei an Den Helder

In dem wieder auffrischenden Wind zischen wir mit über 10 Knoten dahin. Hier hinter den Inseln sind kaum Wellen vorhanden. Paul ist am Ruder und es macht ihm sichtlich Spass. Die Ebbströmung ist bei dem Speed zu vernachlässigen. Im Nu sind wir bei Den Oever und biegen vor der Schleuseneinfahrt ab, um dem Abschlußdeich zu folgen. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch bis 22:00 in Harlingen zu sein.

Als wir in das Fahrwasser entlang des Abschlussdeichs abbiegen, wird das Wasser sehr schnell extrem flach. 1,8 – 1,6 – 1,4m – rumms. Die Auflaufsicherung des Ruders löst aus und Trinity schießt in den Wind. Mist, Segel runter, Ruder hoch und Motor an. Laut unserer Navionics Karte sollte es hier eigentlich auch bei Ebbe tief genug sein. Gut, dass wir mit dem Aussenborder auch bei hochgezogenem Ruder steuern können und in dieser Konfiguration gerade mal 60cm Tiefgang haben.

Langsam tasten wir uns weiter vor. Irgendwann wird das Wasser wieder tiefer. Wir lassen das Ruder ab und setzen wieder die Segel. Ab jetzt beobachten wir aufmerksam den Tiefenmesser. Aber die Wassertiefe steigt bald wieder auf über 3 Meter.

Als wir die Schleuse Kornwerderzand passieren ist es schon dunkel. Rund um uns herum leuchten jede Menge rote, grüne und weisse Lichter. Wir müssen dem engen Boontjes Fahrwasser zwischen dem Festland und der großen Sandbank Kornwerderzand folgen und es ist nicht ganz einfach die beleuchteten Tonnen unseres Fahrwassers zu erkennen. Die Müdigkeit nach 14 Stunden auf dem Wasser tut ihr übriges. Wir sind froh dass wir den Kartenplotter im Cockpit haben.

Um 23:00 bergen wir vor der Hafeneinfahrt des Harlinger Hafens die Segel. Es ist dunkel und unübersichtlich im Hafen. Außerdem ist es ziemlich windig. Kurzerhand machen wir am Warteponton vor der SASbrugg, einer Schwingbrücke über der Einfahrt zum Norderhafen, fest. Ziemlich müde fallen wir in die Kojen.

Am nächsten Morgen bekommen wir einen schönen Liegeplatz beim Harlinger Wassersportclub. Nach einer gründlichen Reinigung von Boot und Mannschaft verlassen wir Trinity und machen uns auf den Heimweg.

Wir haben in 2 Wochen 936 Seemeilen zurückgelegt.

Anmeldesteg Harlinger Wassersportverein

Unser Liegeplatz für die nächsten Wochen.

Zufriedene Mannschaft