Es ist absolut windstill, keine Welle, keine Boote weit und breit, der Motor dröhnt, der Autopilot steuert Trinity zuverlässig auf die Ile de Groix zu. Noch ca 13 Meilen. Das gibt mir Gelegenheit einen ersten Bericht zur 3. Etappe meiner Überführung abzugeben.
Als Manschaft sind diesmal meine beiden Söhne, Paul und Jakob, mit an Bord. Wir sind Freitag nach Flug und Zugfahrt in Pauillac angekommen. Am nächsten Tag war gleich um 11:30 der Termin zum Mast stellen. Vorher ist noch einiges zu erledigen. Wir haben das gute Stück in Port Leucate wirklich gut verpackt. Vielleicht können wir ja schon am Nachmittag nach Port Medoc aufbrechen. Hochwasser ist gegen 13:00, so dass wir mit ablaufendem Wasser die Strecke zügig in 4-5 Stunde schaffen sollten.
Diesen Plan haben anscheinend einige hier. Unser Steg leert sich gegen 13:00 merklich. Auch die Heavenly Twins, der Katamaran, der mich schon auf der Flusstour nach Bordeaux begleitet hat, ist dabei. Wir allerdings nicht. Das Aufstellen des Masts ging natürlich nicht so ruckzuck wie erhofft. Der Hafenmeister stand zwar schon um 11:00 bereit aber wir waren noch nicht ganz vorbeitet. Die ganzen Fallen und Wanten waren total vertüdelt und verknotet und der Strop um den Mast anzuheben war nicht vorbereitet. Der Befestigungsbolzen für das Vorstag wollte partout nicht ins Loch und der Sicherungssplint erst recht nicht. Das hat fast eine halbe Stunde gekostet. Aber schließlich steht der Mast und wir gehen wieder an den Steg.
Es ist 15:00 bis schließlich alles wieder montiert und überprüft ist. Jetzt macht es auch keinen Sinn mehr loszufahren. Ich melde mich schon mal beime Hafenmeister ab und bezahle meine 3 Wochen Liegegebühr. Wehr weiss ob das Büro am Sonntag besetzt ist. Als Abschiedsgeschenk gibt es von Ihm eine Flasch Rotwein aus Pauillac. Das ist mal ne nette Geste.
Wir verbringen den Rest des Tages mit Einkaufen, kleineren Reparaturen und sonstigen Vorbereitungen.
Am Abend, gegen 20Uhr läuft die Heavenly Twins und noch ein weiteres Boot, dass den Hafen am Mittag verlassen hat wieder ein. Ich frage beim Katamaranskipper nach, was der Grund sei. Der erzählt, dass es sehr windig war, und sich 5 Meilen vor Port Medoc eine so unangenehme kurze und steile Welle aufgebaut hat, dass seine Schrauben aus dem Wasser kamen. Als dann auch noch sein betagte Fock einmal quer durchgerissen ist, musste er umkehren. Für den nächsten Tag ist eigentlich das gleiche Wetter angesagt. Mir wird mulmig. Kurze steile Welle unter Motor mag Trinity gar nicht!
Trinity ist wieder vollständig
Von Pauillac nach Port Medoc (25 Nm)
Am nächsten Tag geht es um 13:00 ca. 1 Std vor Hochwasser los. Der Wind steht so, dass man hoch am Wind gerade so dem Fahrwasser folgen kann. Es ist ein Freude endlich wieder unter Segel zu sein. Der Wind frischt auf, je weiter wir nach Norden kommen. Trinity macht 9-10 Knoten Fahrt durch das Wasser. Mit Strom kommen wir auf 13 Knoten. Die Kurze steile Welle stellt sich auch heute ein, aber nur mit ca 50cm Höhe. Kein Problem für uns. Da schneiden unsere schlanken Rümpfe einfach durch. Um 17:30 sind wir schon im Hafen. Den erfolgreichen Etappenstart belohnen wir mit einem Restaurantbesuch. Danach gehtes früh in die Koje.
Von Port Medoc nach St. Denise de Oleron (55 Nm)
Heute sind die Bedingungen, d.h. Wind und Strom gegen uns. Wir legen um 9:00 ab. Unser 15PS Honda schiebt uns mit 6 Knoten durch das Wasser. Leider bleiben davon nur 3,5 Knoten über Grund übrig. Egal wir müssen weiter. In der Girondemündung gibt es 2 mit Wracks gespickte Untiefen. Das Plateau de Cordouan, das mit einem imposanten Leuchtturm versehen ist, und das Cap de Mauvais. Ich versuche so gut es geht den Bogen um den Phare de Cordouan abzukürzen. Die sich in der Ferne bedrohlich abzeichnenden Brandungswellen lassen mich jedoch gebührend Abstand halten. Im Fahrwasser vor dem Cap Mauvais müssen wir nach Westen abbiegen und können endlich Segel setzen. Wir würden heute gerne La Rochelle erreichen oder wenigstens die Spitze der Ile de Oleron.
Tapfer kreutzen wir gegen den Nordwind auf, bis dieser schließlich einschläft. Also wieder Motor an. Wenigstens behindert uns die Strömung jetzt nicht mehr.
Spätnachmittags setzt endlich wieder Wind aus NW ein. Wir können die Nordspitze der Ile de Oleron anliegen und erreichen unser Tagesziel St Denise de Oleron in der Dämmerung. Wir Ankern ausserhalb des Hafens. Der Hafen hat ein Süll und kann bei Ebbe, d.h. heißt am nächsten Morgen, wenn wir los wollen, nicht verlassen werden.
Phare de Cordouan
Angelboot
Cap de Mauvais
Abendstimmung vor der ile de Oleron
Von St. Denise nach Port Joinville auf der Ile de Yeu (75 Nm)
Der folgende Tag begann sehr vielversprechend. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, erwartete uns schon eine frische Briese. Wir beeilen uns mit einem einfachen Frühstück. Dann heißt es Anker auf und los. Wir haben räumlichen Wind und können zum erstenmal unseren Spinnaker setzen. Im Nu ist die Süspitze der Ile de Re erreicht. Da läßt uns leider schon wieder der Wind im Stich. Also mal wieder Motor an. Gegen 16:00 stellte sich endlich eine Brise ein, allerding von vorn aus NNO.
Egal, endlich den Motor aus. In flotter Fahrt geht es nach Norden. Um 22:45 machen wir endlich in Port Joinville, am letzten verbliebenn Platz fest. Wir sind müde und es geht gleich ins Bett.
Von Port Joinville nach Port Tudy auf der Ile de Groix (76 Nm)
Für den heutigen Tag ist guter Wind angesagt. Wir sind von der frühen, ungewohnte Betriebsamkeit im Hafen angesteckt. Eigentlich wollten wir unsere Vorräte aufstocken aber in Anbetracht der Öffnungszeiten des Supermarktes (9:00) verzichten wir. Aber Tanken an der örtlichen Tankstelle (zu Wucherpreisen von 192€/Liter) und Croissants zum Frühstück müssen sein.
Um 9:15 legten wir ab. Die See vor dem Hafen ist ziemlich kabbelig. Vor der Hafeneinfahrt hat sich schon ein ganzer Pulk von Segelbooten versammelt, die alle dabei sind ihre Segel zu setzten. Alle machen sich in nördliche Richtung auf den Weg. 3-4 Windstärken und halber Wind. Endlich mal Fahrt im Schiff. In dem Pulk fühlt sich das fast an wie auf einer Regatta.Ein großer Mono fängt an seinen Spinnaker zu setzen. Ein abenteuerliches Unterfangen, bei dem spitzen Kurs. Aber schließlich steht das Ding und das schwere Boot schiebt mit viel Lage und mächtiger Bugwelle durch das Wasser.
Das ist unser Wecksignal. Wenn der das kann…. Paul, Spinnaker klar machen. Wir brauchen einige Zeit bis wir die ganzen Leinen vorbereitet haben. Aber dann geht’s los. Die 90 qm Tuch füllen sich mit Wind und Trinity beschleunigt mächtig. Das Ding entwickelt ja ganz schön Druck denke ich noch und schon gibt’s einen lauten Knall.
Was ist passiert? Lage checken. Der Spinnaker flatter querab und der Bugspriet zeigt senkrecht nach oben. Einen der neuen Ronstan Blöcke für den Niederholer hat es zerissen. So ein Mist. Welche Bruchlast hatte der noch? Das muß ich checken. Aber erstmal gilt es, dass flatternde Tuch, welches da am Mast zerrt zu bergen. Paul schafft es erst als ich ordentlich abfalle und dafür sorge, dass das Segel im Windschatten des Großsegels zusammenfällt.
Na dann eben ohne Spinnaker. Der Kurs war dafür eh nicht ideal und wir erreichen auch so 13 Knoten. Den Pulk haben wir jedenfalls schnell hinter uns gelassen. Als der Wind später nachlässt ersetze ich den Block durch einen dieser neuen Führungsringe auch Thimble genannt. Kurze Zeit später, als es wieder aufbries, bricht allerdings der 2. Block der Niederholertalje auch noch. Auf dieser Leine liegt definitv viel Last!
Wir fahren südlich um die Belle Ile. Ich habe den 2. Block des Niederholers ersetzt und wir sind wieder unter Spinnaker.
Am Nordende von Belle Ile müssen wir ihn leider wieder runter nehem, weil der Wind weiter auf Nord dreht und bald ganz einschläft. Die letzten 15 Meilen bis zur Ile de Groix fahren wir unter Motor. Wir kommen um 20:00 in Port Tudy an. Alle Stegliegeplätze sind belegt. Nur im Vorhafen ist noch eine Mooringtonne nahe der Pier frei. Da trauen sich die großen Monos mit ihren über 2 Meter Tiefgang nich hin. Für uns kein Problem. Ich manövriere vorsichtig rückwärts zwischen den Bootsreihen durch. 7,8Meter ist doch ganz schön breit. Das Boot wir mit Vor- und Achterleine zwischen zwei Mooringtonnen festgemacht. Es ist jetzt schon 20:30. Um an Land zu kommen, müssen wir allerdings erst das Schlauchboot aufpumpen. In der Hafenkneipe direkt an der Pier gibt’s ein Anlegerbier bzw. Cola sowie vom freundlichen Kneipenwirt einen Stadtplan und eine Info über die Einkaufsmöglichkeiten am nächsten Morgen.
Port Tudy ist ein malerischer kleiner Hafen und anscheinend für seine Sonnenuntergänge bekannt. Zumindest ist die Hafenmauer ab 21:30 mit Touriste besetzt, die alle gen Westen starren. Ich finde noch eine Lücke und kann ein schöne Foto schiessen. Nach Sonnenuntergang steigt der ganze Schwung wieder in seine hochmotorisierten Offshore Schlauchboote und braust mit Hochgeschwindigkeit über das windstille, flache Wasser zum Festland.
Ich paddle wieder an Bord. Abendessen, spülen, Wettervorhersage holen und ab in die Koje.
Abgerissen!
Port Tudy, Ile de Groix
Ohne Schlauchboot geht nix
Wieder ein schöner Sonnenuntergang